Französischer Geist und deutsche Romantik
Frankreich und Deutschland, die Nachbarländer zu beiden Seiten des Rheins: das war, kulturell gesehen, eine lange währende Geschichte von gegenseitiger Faszination und polemischer Abgrenzung. In diesem Wartburgkonzert wird sie musikalisch durchgespielt.
Esprit und Gefühlsintensität, elegante Geschliffenheit und grüblerische Vertiefung: natürlich kann das alles mit- und nebeneinander bestehen und sogar wunderbare Synthesen eingehen. Im französisch-deutschen Verhältnis allerdings betonte man lange Zeit eher die Unterschiede – manchmal ehrlich patriotischen Herzens, öfter freilich unter mehr oder minder durchsichtigen politisch-ideologischen Vorzeichen.
Die Kunstwerke selbst allerdings wussten es eigentlich schon immer besser – und dieses Konzert im Palas der Wartburg, einer gerade im Luther-Jahr vielfach national aufgeladenen Stätte, kann das aufs Beste beweisen. Nicht nur wegen seiner internationalen Besetzung mit fünf Künstlern aus ebenso vielen Geburtsländern, die hier als Berlin-Quintett harmonisch miteinander agieren und beweisen, wie durchlässig inzwischen die (Kunst-)Welt geworden ist; sondern auch, weil fast jedes der aufgeführten Stücke zeigt, wie die beiden Kulturräume gerade in den stark national geprägten Zeiten der Romantik und Frühmoderne durch eine Art kommunizierender Röhren miteinander verbunden waren. Sei es, dass Robert Schumann in seinem Es-Dur-Klavierquartett eine rhythmische Agilität zeigt, die kaum ohne die Entwicklungen in der damaligen "Musik-Welthauptstadt" Paris denkbar ist; oder dass Gabriel Fauré in seinem späten Klarinettentrio, schon tief im 20. Jahrhundert, noch einmal jene herbstlich resignativen Farben beschwört wie dreißig Jahre vorher Johannes Brahms in seinen Klarinettensonaten – ebenfalls letzten, Bilanz ziehenden Werken und unter der gleichen Opuszahl 120…
387. Wartburgkonzert
387. Wartburgkonzert
Palas der Wartburg, Eisenach
Aufzeichnung vom 12.08.2017
Gabriel Fauré
Gabriel Fauré
Trio für Klavier, Klarinette und Violoncello d-Moll op. 120
Maurice Ravel
"Pavane pour une infante défunte", bearbeitet für Violoncello und Klavier
Olivier Messiaen
Thème et variations für Violine und Klavier
Claude Debussy
Première Rhapsodie für Klarinette und Klavier
Johannes Brahms
Sonate für Viola und Klavier Es-Dur op. 120 Nr. 2
Robert Schumann
Klavierquartett Es-Dur op. 47
Berlin Quintett:
Berlin Quintett:
Máté Szücs, Viola
Shirley Brill, Klarinette
Marlene Ito, Violine
Andreas Timm, Violoncello
Michèle Gurdal, Klavier