Revue-Theater mit Brücken zur Weimarer Zeit
Die Partitur war verbrannt, doch es gab noch den Klavierauszug. Darauf aufbauend macht der Regisseur Christian Weise aus Mischa Spolianskys "Alles Schwindel" von 1931 eine Revue und will eine Brücke vom damaligen ins heutige Berlin schlagen. Das gelingt nur bedingt, meint Tobi Müller.
Als Spiegel für das heutige Berlin tauge die Inszenierung nur teilweise, so Kritiker Tobi Müller. Unter anderem funktioniere das über Anspielungen auf die Kreativ-Metropole und ihr Nachtleben, das Leben der "Expats" heute wie damals und den "Shabby-Chic" von Berlin.
Der heute herrschende Imperativ "authentisch sein zu müssen" oder das krasse soziale Elend zum Ende der Weimarer Republik und die instabilen demokratischen Verhältnisse seien aber ein großer Unterschied und man müsse die Parallelen auch nicht unnötig strapazieren, so Müller weiter.
Neue Ensemble-Mitglieder machen ihre Sache gut
Das Ensemble des Gorki-Theater werde, laut Müller, ziemlich gefordert und mache das sehr gut. Die zum Teil sehr jungen und neuen Ensemble-Mitglieder wie Vidina Popov und Jonas Dassler machen das "ganz hervorragend".
Historische Bezüge sind überstrapaziert
Die historischen Bezüge seien doch etwas überzogen, meint Müller: "Ich würde dem nicht diese politische Tiefe zuschreiben", aber es sei eben "eine lustige Revue, ein lustiges Stück, auch toll für die Schauspieler."
Aus dem Film und aus der Hochkultur sei die Revue als Form ja weitgehend verschwunden. Die schwule Subkultur, aus der das komme, habe da quasi an den Mainstream angedockt. Revuen fänden zwar nach wie vor statt und hätten auch ihre Berechtigung, aber sie fänden oft außerhalb des Stadttheaterapparats statt, resümiert Müller.