Vorwürfe gegen Ex-Burgchef Matthias Hartmann
60 Mitarbeiter des Wiener Burgtheaters erheben in einem offenen Brief Vorwürfe gegen den ehemaligen Intendanten Matthias Hartmann. Von sexuellen Herabwürdigungen und Machtgebaren ist zu lesen - aber auch vom Stillhalten und Wegducken der Kollegen. Theaterkritiker Michael Laages hält die Vorwürfe für überzogen.
Matthias Hartmann, der seit 2014 nicht mehr Intendant am Wiener Burgtheater ist, sei ein "Stiesel", meint Michael Laages, der vor längerer Zeit als Dramaturg mit Hartmann zusammengearbeitet hat. "Ein Ungustl, wie man in Österreich sagt. Also einer, der durchaus unangenehm ist." Laages sehe allerdings nicht, wie daraus ein "Konglomerat aus Vorwürfen" werde.
Sicher sei es geschmacklos, ein überwiegend weibliches Ensemble während einer Probe zu fragen, ob sie beim Oralsex das Sperma schlucken würden. "Es ist aber etwa so geschmacklos wie der Text, um den es bei dem Fall ging, nämlich einen Text von Elfriede Jelinek. Und in Elfriede-Jelinek-Texten ist diese Form von Übersexualisierung unerhört präsent."
Theater ist ein feudaler und nichtdemokratischer Ort
Die Vorwürfe seien naiv, meint Michael Laages. "Es gibt kaum Inszenierung von wirklicher Qualität, in der irgendwann mal nicht irgendjemand gedeckelt würde, sei es intellektuell wie bei Castorf, sei es körperlich wie bei Kresnik, sei es emotional wie bei Peymann." Demokratie am Theater gebe es manchmal auch: "Es ist aber nicht die Regel. Das Theater ist ein feudaler und nichtdemokratischer Ort. Das kann man gerne ändern wollen, aber bislang ist das so."