Bart Moeyaert: Brüder. Der Älteste, der Stillste, der Echteste, der Fernste, der Liebste, der Schnellste und ich
Aus dem flämischen Niederländisch von Mirjam Pressler
Hanser, München 2006
168 Seiten, 16 Euro
Liebeserklärung an die Großfamilie
In kurzen Texten, Anekdoten und Fabeln erzählt Bart Moeyaert von seiner Kindheit mit sechs größeren Brüdern. Er berichtet von Abenteuern, Verrücktheiten und schwärmt vom Glück, in einer großen Familie aufzuwachsen.
Worum geht es?
In diesem Jahr verschenke ich das Buch von "Brüder" von Bart Moeyaert, das ist ein belgischer, flämisch schreibender Autor Jahrgang 1964 - der tatsächlich der kleinste und jüngste von sieben Brüdern war. Das heißt: Anschauung, Erfahrung über diese Position hat er in Hülle und Fülle sammeln können.
Was ist das Besondere?
Das sind Erzählungen, ganz kurze Texte, Anekdoten, Fabeln, aus dem Leben, aus dem Alltag, auch aus ganz besonderen Momenten, und es kommt so unwahrscheinlich gut rüber, das Glück, sechs Brüder zu haben: die schiere Fülle des Lebens, die Verrücktheiten auch, dieses Unverstandene, was das Leben zu bieten hat, und auch das Unbegreifliche, dass es zum Beispiel überhaupt keine Rolle spielt, der erste zu sein – auch wenn sie immer spielen, wer der erste ist. Aber: Der erste zu sein, der erfährt, dass die Großmutter gestorben ist, das ist eben doch nichts, womit man angeben kann.
Natürlich gibt es Drohungen, gibt es Ängste in so einem Kinderleben, reale Gefahren, die auch noch aufgebauscht werden. Aber die Belohnungen und Auszeichnungen aus der Realität beschreibt Bart Moeyaert auf eine Art und Weise, dass man selber als Erwachsener immer wieder bezaubert und verzaubert ist und zurückdenkt, wie das war, Kind zu sein.
"Brüder" erzählt ganz trocken und lakonisch davon: Kindheit ist ein Reich für sich, das kriegt man immer wieder mit, poetisch, voller Humor auch. Dieses Buch ist für jedes Alter: Märchenhaft, wie die großen Fragen an die Welt gestellt und beantwortet werden.
Wem schenken Sie es und warum?
Ich schenke es einem Freund und Nachbarn, einem Erwachsenen, der bis heute darunter leidet, nur Schwestern gehabt zu haben – und ich glaube, "Brüder" ist ein guter Ausgleich für dieses Manko."