Autor und Fotograf Michael Rutschky gestorben
Michael Rutschky war ein Essayist mit einem scharfen Blick für das Besondere im Alltag. Zuletzt waren von ihm 2017 die Tagebuchaufzeichnungen "In die neue Zeit" erschienen. Nun ist er mit 74 Jahren gestorben. Dies meldete die Deutsche Presse-Agentur.
Rutschky, geboren am 25. Mai 1943 und aufgewachsen im hessischen Spangenberg, galt lange als Teil der Westberliner Bohème - im besten Sinne. Er studierte Soziologie, Literatur und Philosophie. Der Buchautor ("Wie wir Amerikaner wurden"; "Das Merkbuch. Eine Vatergeschichte.") arbeitete auch für Zeitungen und Zeitschriften, sowie für Radio und Fernsehen, darunter auch Deutschlandfunk Kultur.
Seit 1982 war er freier Autor und wurde vor allem mit seinen essayistischen Werken bekannt. Zentrales Thema seiner Essays ist die Alltagsethnologie oder "soziologische Feinmalerei", wie er selbst es einmal nannte.
Rutschky analysierte die Veränderungen seiner Umwelt
Erst als Rutschky 1997 den Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg erhielt, wurde sein Werk breiter gewürdigt. Der Berliner "Tagesspiegel" nannte ihn zum 70. einen "Meister der Beiläufigkeit und der gezielten Abschweifung". Für den Deutschlandfunk war er ein "Alltagsmythenerkunder".
Rutschky, der seit langem im kaum veränderten Ambiente seiner Kreuzberger Wohnung lebte, analysierte bis kurz vor dem Tod mit Leidenschaft in kleinen Runden die Veränderungen seiner Umwelt, Kinofilme und TV-Serien. Seine langjährige Frau, die Publizistin Katharina Rutschky ("Schwarze Pädagogik"), war 2010 mit 68 Jahren gestorben.
Einen seiner letzten Auftritte hatte Rutschky in der Videogesprächsreihe "Zweite Lesung" der Zeitschrift "Merkur":