Juan Díaz Canales, Juanjo Guarnido: Blacksad
Carlsen Verlag, Hamburg 2017
304 Seiten, 49,99 Euro
Humphrey Bogart als schwarzer Kater
John Blacksad ist Privatdetektiv und lebt in einer Großstadt, die große Ähnlichkeiten mit dem New York der 50er-Jahre hat. Mit einem Unterschied: Alle Wesen der Stadt sind Tiere, auch Blacksad. Juan Diaz Canales hat einen Thriller entworfen, den Juan Guarnido in aquarellierten Bildern kunstvoll umgesetzt hat.
Wenn ein schurkischer Flamingo einem bösartigen Büffel ein Whiskyglas vom Kopf schießt, und wenn dieser Büffel auch noch ein Beat-Poet ist, der kurz darauf von einem anderen Dichter in Gestalt eines melancholischen Löwen ermordet wird, dann ist man in der Welt von "Blacksad". Der Szenarist Juan Diaz Canales und der Zeichner Juan Guarnido werfen in ihrer Blacksad-Comic-Serie mit den Anspielungen nur so um sich, Anspielungen auf die amerikanische Beat-Literatur, auf Atomspionage oder McCarthyismus, auf den Rassenwahn des Ku-Klux-Klan oder die Musikvernarrtheit in New Orleans.
Das erste "Blacksad"-Album hat das spanische Duo Canales und Guarnido im Jahr 2000 in Frankreich veröffentlicht. Die Serie wurde sofort zu einem Erfolg, vom ersten Band wurden allein in Frankreich 20.000 Stück verkauft. Inzwischen wird "Blacksad" in neun Sprachen übersetzt, die Serie hat alle maßgeblichen Comic-Preise vom Eisner-Award über den Harvey-Award bis zum Preis des Festivals von Angoulême gewonnen. Dabei lassen sich Canales und Guarnido Zeit mit ihrer Serie, bis heute sind erst fünf Bände erschienen. Der Carlsen Verlag veröffentlicht jetzt zum 50. Geburtstag der Comicsparte bei Carlsen eine Blacksad-Gesamtausgabe.
Das Herz am rechten Fleck
Die Titelfigur der Serie ist ein schwarzer Panther, der als Privatdetektiv und in diversen anderen am Kriminellen orientierten Jobs arbeitet. Blacksad ist eine Art Humphrey Bogart im Katzenformat, sehr cool, sehr abgeklärt, ziemlich unwiderstehlich, gelegentlich etwas übellaunig. Das Herz aber hat er unbedingt auf dem rechten Fleck, er stellt sich vor die Gedemütigten und Geschlagenen, auch wenn ihn das selbst in die größten Schwierigkeiten bringt. An seiner Seite trifft man häufig Weekly, einen Journalisten in Gestalt eines Wiesels, der seinen Spitznamen vom Wechselturnus seiner Unterwäsche bekommen haben soll. Ein weiterer Freund Blacksads ist ein leitender Polizeibeamter mit dem Kopf eines Schäferhundes. Dieser Hund und die Katze Blacksad sorgen gelegentlich auf informellen Wegen für Gerechtigkeit, wenn die offiziellen Methoden die Mächtigen zu sehr bevorzugen.
Das Personal in Gestalt von Schimären ist das eine große Pfund der Blacksad-Serie. Alle Figuren tragen Tierköpfe auf ihren menschlichen Körpern, es wimmelt nur so von fantastischen Raubkatzen, Vögeln und Echsen. Der Zeichner Juan Guarnido zaubert eine beeindruckende Ausdruckskraft in das Antlitz einer berückenden Gazellen-Dame oder in die Breitmäuligkeit eines fiesen Kröten-Krösus. Die andere große Stärke der Serie ist die Detailliertheit von Guarnidos aufwendig gestalteten Comic-Aquarellen. Er möbliert die USA der 50er- und 60er-Jahre, in denen die Blacksad-Geschichten spielen, bis in den letzten Winkel mit authentischen Kostümen, Reklamen und Baustilen. Es ist ein Hochgenuss, durch diese Bilderwelten zu wandern, die der Szenarist Juan Diaz Canales zudem in parallel montierte, zeitgeschichtlich aufgeladene Kriminalgeschichten eingebettet hat.