"Wir können unsere Abgründe in der Musik abbauen"
Als Kind wurde er gehänselt, er hat einen Hang zur Hypochondrie und fürchtet sich vor dem Fliegen – der Rammstein-Keyboarder Christian Lorenz alias "Flake" ist nicht gerade der typische Rockstar. Gerade hat der 50-jährige Musiker sein zweites Buch geschrieben.
Als Kind wurde er gehänselt:
"Man steht natürlich nicht gut da, wenn man gute Zensuren hat, zumal das Viertel früher noch sehr proletarisch war hier. Dann hatte ich noch eine Brille, ich habe gestottert, also es gab eigentlich nichts, was mich bei den Mitschülern hätte sympathisch machen können."
So waren die Anfänge von Christian Lorenz alias "Flake", dem Keyboarder der Gruppe "Rammstein". Und auch heute wirkt der Mann mit Hang zur Hypochondrie, der sich vor dem Fliegen fürchtet, nicht wie ein typischer Rockstar. Doch das ist ihm egal:
"Ich mache das nur, weil ich nicht authentisch wäre, wenn ich versuchen würde, den harten, ernsten Mann zu spielen, und das große Plus an unserer Band ist meiner Meinung nach, dass wir authentisch sind."
Mit Punk-Band durch die DDR
Trotzdem kostete der gebürtige Ost-Berliner schon als Jugendlicher vom wilden Leben auf Tour und trat mit der berüchtigten Punkband "Feeling B" in der ganzen DDR auf.
"Ich habe geguckt, ob mir die Leute gefallen, und war bei irgendeiner Probe absolut fasziniert von dem Zusammenspiel zwischen den Musikern, und ich habe gesagt, dieses Gefühl ist so schön, dass ich es immer wieder haben will. Das sage ich jetzt von einem komischen Standpunkt aus, aber ich hätte 20 Jahre im Probekeller auch hocken können, ohne bekannt zu werden und ich wäre dabei geblieben".
Nach der Auflösung der Gruppe stieg der gelernte Werkzeugmacher schließlich 1994 bei der frischgegründeten Band "Rammstein" ein. Ein Feingeist wie Christian Lorenz bei einer Gruppe, der Kritiker Gewaltverherrlichung vorwerfen?
"Die bösen Menschen sind die Schlagersänger"
"Ich finde das, was wir machen, richtig und wichtig. Und ich denke, dass gerade so Menschen wie ich in der Lage sind, so eine Musik zu machen und solche Sachen auszutesten. Ich hab eh die Theorie, dass die bösen Menschen die Schlagersänger sind, die immer ganz liebe Sachen singen von Liebe und dass alles so schön ist und rote Rosen so regnen, dass da die Abgründe lauern. Weil wir können unsere Abgründe schon in der Musik abbauen, gedanklich, und müssen es nicht im echten Leben tun".
Heute gilt "Rammstein" nicht nur als eine der provokantesten Bands des Landes, sie ist einer der erfolgreichsten deutschen Kulturexporte überhaupt und füllt weltweit die Stadien. Auch wegen der Bühnenshow, bei der Christian "Flake" Lorenz es schon mal mit einem Flammenwerfer zu tun bekommt:
"Ich brauche das ein bisschen als Gefühl, dass was Echtes passiert. Dass man nicht irgendwie so tut, als ob man irgendwie was macht, sondern die Flammen sind wirklich heiß. Es ist wirklich gefährlich, und es ist auch für mich so eine Vergewisserung, dass das, was ich mache, auch echt ist. Also, ich würde das Konzert nicht machen wollen, ohne dass es brennt."
Gerade hat der 50-jährige Musiker sein zweites Buch geschrieben. In "Heute hat die Welt Geburtstag" schildert er, wie es aussehen könnte, einen Tag mit einer erfolgreichen Rockband auf Tour zu sein.