Dan Brown: "Origin"
Roman
Bastei Lübbe, Köln 2017
668 Seiten, 28 Euro
Auf Lösungssuche mit Künstlicher Intelligenz
Mit "Origin" ist der fünfte Roman von Dan Brown um die Figur von Harvard-Professor Robert Langdon erschienen. Langdon bekommt diesmal – Neuheit – Unterstützung von einer Künstlichen Intelligenz. Brown folgt auch dieses Mal bewährten Mustern und ist dabei höchst unterhaltsam.
Manchmal werde Romane ungewollt von der Realität eingeholt: Dan Brown hätte sich wohl kaum träumen lassen, dass just zum Erscheinen seines neuen Romans "Origin", in dem der Harvard-Professor Robert Langdon durch Barcelona hetzen muss, ausgerechnet Spanien in den Mittelpunkt des europäischen Interesses rückt. Katalanische Separatisten sucht man im Roman freilich vergebens, stattdessen wartet Brown wie gewohnt mit sinistren Bischöfen, zwielichtigen Royals, einer ultrakonservativen katholischen Bruderschaft und jeder Menge rätselhafter Symbole auf.
Vertraute Grundzüge
Die Grundzüge der Handlung wirken vertraut: Robert Langdon wird von einem gewissen Edmond Kirsch ins Guggenheim-Museum in Bilbao eingeladen, um einer ganz besonderen Präsentation beizuwohnen. Kirsch, ein genialer Mathematiker, Computerwissenschaftler und Zukunftsforscher, will die ganz großen Fragen der Menschheit beantworten: "Woher kommen wir?" und "Wohin gehen wir?" – und schlüssig beweisen, dass für die Entstehung von Leben kein Schöpfergott notwendig ist. Die Kirche ist alarmiert, die Öffentlichkeit elektrisiert und Robert Langdon muss sich wieder einmal auf eine wilde Jagd begeben, diesmal nach einem Passwort, mit dem das Rätsel entschlüsselt werden kann.
Natürlich hat er eine schöne Frau an seiner Seite, nämlich die Verlobte des spanischen Kronprinzen, und natürlich werden die beiden von einem skrupellosen Killer verfolgt. Und Unterstützung erhalten sie diesmal von Winston, einer charmanten Künstlichen Intelligenz, die nicht nur bei der Beschaffung von Informationen hilfreich ist.
Mit sichtbarer Freude Wissen eingestreut
Dan Browns neuer Roman ist ambitioniert – schließlich geht es um nichts weniger als die Antwort auf universelle Fragen – und gleichzeitig Routine. Brown spult sein altbekanntes Schema ab und streut mit sichtlicher Freude Wissen ein. Neueste Technologien spielen ebenso eine Rolle wie der englische Maler, Dichter und Naturmystiker William Blake, die erzkonservative Palmarianer-Gemeinschaft oder Antonio Gaudí, der Architekt der Sagrada Familia, in der Langdon wieder einmal zahlreiche kulturhistorische Rätselaufgaben entdeckt. Überhaupt tauchen überall Symbole auf, selbst im Logo eines Uber-Taxis, was für die Handlung zwar irrelevant ist, aber das geheimnisvolle Raunen des Romans verstärkt.
Und mit diesem Raunen gelingt es Dan Brown, trotz der recht schablonenhaften Geschichte immer noch Spannung zu erzeugen: Geschickt webt er ein Netz aus Verschwörung und Intrigen, das bis ins spanische Königshaus zu reichen scheint, und liefert zudem immer wieder Stoff zum Nachdenken: "Wenn die Naturgesetze so umfassend sind, dass sie ausreichen, um Leben zu erschaffen", fragt Robert Langdon sich an einer Stelle: "Wer hat dann die Naturgesetze erschaffen?" Das muss man dem Autor Dan Brown zugutehalten: dass er sein altes Rezept immer wieder höchst unterhaltsam zu präsentieren versteht.