Das Verhängnis der Tempelritter
Der Templerorden war der einzige Ritterorden im Mittelalter, der das Privileg besaß, zwei Funktionen parallel auszuüben. Die Tempelritter waren adlige Landesherren und Geistliche zugleich. Als sie sich den französischen König Philip IV. zum Feind machten, ließ dieser sie verhaften und durch den Papst europaweit verbieten.
Der mittelalterliche Ritterorden der Templer ist bis heute von Mythen umwoben. Ob in dem Roman "Das Foucaultsche Pendel" von Umberto Eco oder in Dan Browns Bestseller "Das Sakrileg", ob in Computerspielen oder in Hollywood (2004 mit Nicholas Cage in das "Vermächtnis der Tempelritter): das Drama der Tempelritter ist ein populärer Stoff. Wer die Tempelritter wirklich waren, dieser Frage geht der britische Geschichtsprofessor und Mittelalter-Spezialist Malcolm Barber in seinem neuen Sachbuch "Der Templerprozess. Das Ende eines Ritterordens" nach.
Während der Zeit der Kreuzzüge, in denen es darum ging, Jerusalem und das biblische Land im Nahen Osten, also Palästina, Libanon und Syrien, zu besetzen und dort den Islam zu verdrängen, gründeten sich verschiedene Ritterorden, als zweiter nach dem Malteser-Orden der Templerorden im Jahr 1118. Der Templerorden aber war der einzige Ritterorden, der das Privileg besaß, zwei Funktionen parallel auszuüben: die Ordensritter waren adlige Landesherren und Geistliche zugleich, was eine einzigartige finanzielle und spirituelle Machtkonzentration mit sich brachte, die Reputation des Ordens aber nicht berührte.
Ihr Verhängnis wurde der französische König Philip IV., "Philip der Schöne" – ein bankrotter Monarch, dessen Hauptgläubiger der Templerorden war. Außerdem hatten die Tempelritter es abgelehnt, Philip in ihre Gemeinschaft aufzunehmen – das hatte seine Eitelkeit gekränkt. Philipp IV. begann einen Feldzug gegen die Templer: in einer Nacht- und Nebel-Aktion an einem Freitag, dem 13., im Oktober 1307, ließ er die Mitglieder des Templerordens in Frankreich verhaften.
Ihnen wurde vorgeworfen, sie würden den Teufel anbeten, sie seien homosexuell und würden das Kreuz anspucken etc. Die Verhafteten wurden so lange gefoltert, bis die meisten bereit waren, die Anschuldigungen zu bestätigen, um dann auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden. Zudem zwang Philip IV. den damaligen Papst Clemens V., der sein Domizil nicht in Rom, sondern in Frankreich hatte, die französischen Prozesse zu sanktionieren und sie zur Sache der ganzen Christenheit zu machen, was 1312 zum europaweiten Verbot des Templerordens durch den Papst führte. Zu Prozessen oder Hinrichtungen allerdings kam es in keinem weiteren Land Europas.
All das erzählt Malcolm Barber in seinem Buch. Wer aber einen spannenden angelsächsischen Wissenschaftsthriller erwartet, der wird enttäuscht sein. "Der Templerprozess. Das Ende eines Ritterordens", voller Fakten, Daten und Zitate, bietet dem Insider eine genaue Dokumentation der Templerprozesse in Europa. Den Normalleser dürfte dieser Detailreichtum allerdings eher ermüden.
Vor drei Jahren erschien Malcolm Barbers allgemeine Beschreibung des Templerordens "Die Templer. Geschichte und Mythos eines Ritterordens". "Der Templerprozess" nun liefert den Quellenband dazu. Es ist ein Griff in die professorale Schublade. Man hat das Gefühl, das Manuskript habe kein Lektor mehr gegengelesen: da werden Fachbegriffe vorausgesetzt, muss der Leser zum Beispiel wissen, dass Sodomie und Homosexualität früher als ein und dasselbe galten. Für den Insider ist dieses Buch eine Fundgrube mit Gänsehaut-Effekt, dem Laien sei Barbers erstes Buch empfohlen.
Rezensiert von Lutz Bunk
Malcolm Barber: Der Templer-Prozess. Das Ende eines Ritterordens,
Patmos, Düsseldorf , 2008, 368 Seiten, 29,90 EUR
Während der Zeit der Kreuzzüge, in denen es darum ging, Jerusalem und das biblische Land im Nahen Osten, also Palästina, Libanon und Syrien, zu besetzen und dort den Islam zu verdrängen, gründeten sich verschiedene Ritterorden, als zweiter nach dem Malteser-Orden der Templerorden im Jahr 1118. Der Templerorden aber war der einzige Ritterorden, der das Privileg besaß, zwei Funktionen parallel auszuüben: die Ordensritter waren adlige Landesherren und Geistliche zugleich, was eine einzigartige finanzielle und spirituelle Machtkonzentration mit sich brachte, die Reputation des Ordens aber nicht berührte.
Ihr Verhängnis wurde der französische König Philip IV., "Philip der Schöne" – ein bankrotter Monarch, dessen Hauptgläubiger der Templerorden war. Außerdem hatten die Tempelritter es abgelehnt, Philip in ihre Gemeinschaft aufzunehmen – das hatte seine Eitelkeit gekränkt. Philipp IV. begann einen Feldzug gegen die Templer: in einer Nacht- und Nebel-Aktion an einem Freitag, dem 13., im Oktober 1307, ließ er die Mitglieder des Templerordens in Frankreich verhaften.
Ihnen wurde vorgeworfen, sie würden den Teufel anbeten, sie seien homosexuell und würden das Kreuz anspucken etc. Die Verhafteten wurden so lange gefoltert, bis die meisten bereit waren, die Anschuldigungen zu bestätigen, um dann auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden. Zudem zwang Philip IV. den damaligen Papst Clemens V., der sein Domizil nicht in Rom, sondern in Frankreich hatte, die französischen Prozesse zu sanktionieren und sie zur Sache der ganzen Christenheit zu machen, was 1312 zum europaweiten Verbot des Templerordens durch den Papst führte. Zu Prozessen oder Hinrichtungen allerdings kam es in keinem weiteren Land Europas.
All das erzählt Malcolm Barber in seinem Buch. Wer aber einen spannenden angelsächsischen Wissenschaftsthriller erwartet, der wird enttäuscht sein. "Der Templerprozess. Das Ende eines Ritterordens", voller Fakten, Daten und Zitate, bietet dem Insider eine genaue Dokumentation der Templerprozesse in Europa. Den Normalleser dürfte dieser Detailreichtum allerdings eher ermüden.
Vor drei Jahren erschien Malcolm Barbers allgemeine Beschreibung des Templerordens "Die Templer. Geschichte und Mythos eines Ritterordens". "Der Templerprozess" nun liefert den Quellenband dazu. Es ist ein Griff in die professorale Schublade. Man hat das Gefühl, das Manuskript habe kein Lektor mehr gegengelesen: da werden Fachbegriffe vorausgesetzt, muss der Leser zum Beispiel wissen, dass Sodomie und Homosexualität früher als ein und dasselbe galten. Für den Insider ist dieses Buch eine Fundgrube mit Gänsehaut-Effekt, dem Laien sei Barbers erstes Buch empfohlen.
Rezensiert von Lutz Bunk
Malcolm Barber: Der Templer-Prozess. Das Ende eines Ritterordens,
Patmos, Düsseldorf , 2008, 368 Seiten, 29,90 EUR