Deutsche Kolonialgeschichte

Scham und Vergessen gegenüber Tansania

Bildung für Kinder in Tansania: Die Ludete Pre-School in Geita ist ein vom Kinderhilfswerk "Plan International" gefördertes Projekt. Die Kinder erhalten Ausbildung, Schuluniform und Mittagessen.
In den tansanischen Schulen gehört der "Maji Maji"-Krieg als finsteres Kapitel der deutschen Kolonialgeschichte fest zum Unterrichtsstoff, während in deutschen Schulen davon keine Rede ist © dpa / picture alliance / Sandra Gätke
Konradin Kunze im Gespräch mit Timo Grampes |
Der deutsche Kolonialkrieg "Maji Maji" im heutigen Tansania ist in der Bundesrepublik fast vergessen. Ein Theaterprojekt hat versucht, die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen und in die politische Debatte zu bringen, sagt der Theatermacher Konradin Kunze.
Der Maji-Maji--Krieg von 1905 bis 1907 war eine Erhebung der afrikanischen Bevölkerung im Süden Deutsch-Ostafrikas gegen die deutsche Kolonialherrschaft und kostete rund 300.000 Menschen das Leben. Als der Theatermacher Konradin Kunze mit seiner Kollegin Sophia Stepf einem Workshop ins heutige Tansania kam, hatte er vom diesem finsteren Kapitel deutscher Kolonialgeschichte noch keine Ahnung.

Kein Thema im Schulunterricht

"Das uns auch sehr beschämt", sagte Kunze im Deutschlandradio Kultur. Im Schulunterricht war deutsche Kolonialgeschichte nur ganz am Rande vorgekommen. "Als wir dann in Tansania waren, sind wir dann in Gesprächen nach und nach auf unsere eigene Geschichte gestoßen." Dabei wisse in Tansania jedes Schulkind über den Maji Maji-Krieg Bescheid.

Kein Historiendrama

So entstand die Idee zu einer gemeinsamen Theaterarbeit zu diesem Thema. "Wir haben uns entschieden, kein Historiendrama daraus zu machen." Stattdessen entstand ein Stück, bei dem Deutsche und Tansanier sich mit Texten, aber auch Musik daran machten, mit dem heutigen Blick auf die Geschichte zu blicken. Das Stück wurde in Deutschland und in Tansania gezeigt. In dem ostafrikanischen Land beförderte es auch eine Parlamentsdebatte über mögliche Forderungen nach Entschädigungen gegenüber Deutschland aus.
Mehr zum Thema