Lust am Widerspruch
Hazel Rosenstrauch ist Sozialwissenschaftlerin, vor allem aber ist sie Autorin. Ihr großes Interesse liegt in den Jahren um 1800. Die Entstehung des modernen Buchmarkts habe es ihr angetan. Wissenvermittlung, Disput und Auseinandersetzung nennt sie als ihr wichtigen Themen.
Schnittstellen, Übergänge und Umbrüche, der Raum "dazwischen" – dafür interessiert sich Hazel Rosenstrauch am meisten. Der Grund dafür mag in ihrer Kindheit liegen: Sie ein jüdisches Remigrantenkind, ihre Eltern Kommunisten, ihr Umfeld die reaktionär-katholische Wiener Vorstadt.
In klaren Rubriken, sagt die Autorin und Kulturwissenschaftlerin, sei sie jedenfalls nicht aufgewachsen. Rosenstrauch erzählte im Deutschlandfunk Kultur, sie sei in Wien, wohin ihre Familie 1946 aus dem Londoner Exil zurückkehrte, "als Judensau und Kommunistenschwein" beschimpft worden. Die Kinder in der Schule hätten zu ihr gesagt: "Du Arme kommst in die Hölle, weil du hast das Jesuskindlein umgebracht."
Bewegung in Zwischenräumen
Auch in ihrer Arbeit hat sich die heute 72-Jährige stets in den Zwischenräumen bewegt. Die gebürtige Londonerin und Wahlberlinerin, die bevorzugt über die Zeit um 1800 forscht und schreibt, hat in wissenschaftlichen Institutionen ebenso gearbeitet wie in Redaktionen und Verlagen, sich für ernste und triviale Kultur gleichermaßen interessiert, und immer wieder zwischen Fachsprache und Literatur vermittelt.
In ihren wissenschaftlichen Projekten habe sie sich immer dafür interessiert, um ihre Themen herumzugehen, sagte Rosenstrauch im Deutschlandfunk Kultur. "Mich interessieren unterschiedliche Beleuchtungen und auch ein Heraustreten aus den Überlieferungen, die sich festgefressen haben."
Warum sie in ihrer Freizeit Clownskurse besucht, was wir heute von den Umbrüchen um 1800 lernen können, und warum ihr an der Studentenbewegung vor allem das Undogmatische gefiel, darüber hat Hazel Rosenstrauch mit Katrin Heise im Deutschlandfunk Kultur gesprochen.