Eine Bombe erschüttert ganz Italien
Am 2. August 1980 erschüttert eine gewaltige Explosion den Bahnhof von Bologna. Eine Bombe zerreißt den Wartesaal und legt ganze Teile des Gebäudes in Trümmern. 85 Menschen sterben bei dem Anschlag, der bis heute nicht ganz aufgeklärt ist.
Samstag, der 2. August 1980: In Italien beginnen die Sommerferien. Die Bahnhöfe sind überfüllt. Zusätzliche Züge werden eingesetzt, um die Urlauber zu ihren Ferienzielen zu bringen. Auf Gleis eins des Bahnhofs von Bologna Centrale, einem der wichtigsten Knotenpunkten Norditaliens, wartet der Sonderzug Ancona-Chiasso auf seine Abfahrt. Der Zeiger der Bahnhofsuhr springt von 10 Uhr 24 auf 25. Dann bleibt er stehen.
Eine Explosion zerreißt mit ungeheurer Gewalt den Wartesaal der zweiten Klasse, die darüber liegenden Büroräume und das angrenzende Bahnhofsrestaurant. Ein ganzer Flügel des Hauptbahnhofs von Bologna fällt in sich zusammen. Das Dach über dem Gleis eins stürzt ein, verschiedene Wagen des Sonderzuges Ancona-Chiasso werden zerstört. Eine Beteiligte erinnert sich in einem Fernsehinterview:
„Ein Donnerschlag, und ich fand mich wieder in einem einzigen Haufen aus Personen, Sachen, Glas, Staub, Geschrei. Mir wollten die Sinne schwinden, dann habe ich mich abgetastet, gesagt, Mensch, Du lebst ja noch! Ich bin aufgestanden und losgelaufen. Nach draußen.“
Bereits zwei Minuten nach der Explosion ist der erste Krankenwagen zur Stelle. Unter den Trümmern liegen Tote und Verletzte. Aber die Hilfskräfte sind auf solch einen Katastrophenfall nicht vorbereitet. Spontan helfen Passanten und bergen Opfer. Taxis übernehmen den Transport von Verletzten. Das italienische Radio unterbricht sein laufendes Programm:
„Guten Tag, der Sender hat uns zugeschaltet, um Sie über einen leider erschreckenden Vorfall zu unterrichten. Eine gewaltige Explosion hat Teile des Bahnhofs von Bologna zum Einsturz gebracht. Es gibt Tote und Verletzte, aber das Ausmaß der Katastrophe ist noch nicht abzusehen.“
Es sind 85 Tote, darunter viele Kinder, und über 200 Verletzte zu beklagen. Der Verdacht, dass es sich um einen Anschlag und nicht um ein Unglück handelt, verhärtet sich schnell. Im Wartesaal werden die Reste einer Tasche gefunden, die mit einer Sprengstoffmischung der Art „Compound B“ gefüllt war. „Compound B“ wird besonders bei militärischen Einsätzen benutzt. Doch der Untersuchungsrichter Libero Mancuso beklagt sich über den Gang der Ermittlungen:
„Kein Prozess in Italien hat so viele Irreführungen erlebt, so viele Versuche, die Richter vom Ziel abzubringen, wie der über den Anschlag vom 2. August.“
Mal sollten die Bombenleger unter deutschen Terroristen zu suchen sein, dann wieder werden den Ermittlern Spuren zugespielt, die zu palästinischen Befreiungsorganisationen führen. Doch bald verdichten sich Hinweise auf italienische rechtsradikale Kreise, die wiederum von Mitarbeitern des militärischen Geheimdienstes SISMI und der inzwischen verbotenen Geheimloge P2 gedeckt werden. Nach einem langen und teilweisen turbulenten Prozessverlauf werden schließlich 1995 in letzter Instanz Valerio Fioravanti und Francesca Mambro, zwei Mitglieder einer rechtsradikalen Untergrundorganisation, als ausführende Täter zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Bombenleger sind also bekannt. Aber wer waren die Hintermänner? Dazu der Mailänder Publizist Gianni Barbacetto:
„Der Anschlag hat mehr Opfer gekostet als jeder politische Anschlag zuvor in Italien. Zugleich ist er auch der Geheimnisvollste. Denn er passiert zu einem Zeitpunkt, als die Strategie rechtsradikaler Kreise, Italien durch Terror in ein autoritäres System zu verwandeln, ausgelaufen ist. Vielleicht wollte man so die verschiedenen Splitter des rechtsradikalen Untergrundes wieder vereinen.“
Heute, so glauben viele Beobachter, ist die Strategie der Spannungen durch eine Strategie der Durchdringung des Staatsapparates ersetzt worden. Die P2 ist zwar längst verboten, aber einige ihrer Ziele von der Kontrolle der öffentlichen Information bis zur Beschneidung der Justiz, stehen im Mittelpunkt der gegenwärtigen Politik Italiens oder sind schon umgesetzt worden. Zur Mahnung an den Anschlag vom 2. August 1980 zeigt die Bahnhofsuhr von Bologna bis heute die Zeit der Bombenexplosion an: 10:25 Uhr.
Eine Explosion zerreißt mit ungeheurer Gewalt den Wartesaal der zweiten Klasse, die darüber liegenden Büroräume und das angrenzende Bahnhofsrestaurant. Ein ganzer Flügel des Hauptbahnhofs von Bologna fällt in sich zusammen. Das Dach über dem Gleis eins stürzt ein, verschiedene Wagen des Sonderzuges Ancona-Chiasso werden zerstört. Eine Beteiligte erinnert sich in einem Fernsehinterview:
„Ein Donnerschlag, und ich fand mich wieder in einem einzigen Haufen aus Personen, Sachen, Glas, Staub, Geschrei. Mir wollten die Sinne schwinden, dann habe ich mich abgetastet, gesagt, Mensch, Du lebst ja noch! Ich bin aufgestanden und losgelaufen. Nach draußen.“
Bereits zwei Minuten nach der Explosion ist der erste Krankenwagen zur Stelle. Unter den Trümmern liegen Tote und Verletzte. Aber die Hilfskräfte sind auf solch einen Katastrophenfall nicht vorbereitet. Spontan helfen Passanten und bergen Opfer. Taxis übernehmen den Transport von Verletzten. Das italienische Radio unterbricht sein laufendes Programm:
„Guten Tag, der Sender hat uns zugeschaltet, um Sie über einen leider erschreckenden Vorfall zu unterrichten. Eine gewaltige Explosion hat Teile des Bahnhofs von Bologna zum Einsturz gebracht. Es gibt Tote und Verletzte, aber das Ausmaß der Katastrophe ist noch nicht abzusehen.“
Es sind 85 Tote, darunter viele Kinder, und über 200 Verletzte zu beklagen. Der Verdacht, dass es sich um einen Anschlag und nicht um ein Unglück handelt, verhärtet sich schnell. Im Wartesaal werden die Reste einer Tasche gefunden, die mit einer Sprengstoffmischung der Art „Compound B“ gefüllt war. „Compound B“ wird besonders bei militärischen Einsätzen benutzt. Doch der Untersuchungsrichter Libero Mancuso beklagt sich über den Gang der Ermittlungen:
„Kein Prozess in Italien hat so viele Irreführungen erlebt, so viele Versuche, die Richter vom Ziel abzubringen, wie der über den Anschlag vom 2. August.“
Mal sollten die Bombenleger unter deutschen Terroristen zu suchen sein, dann wieder werden den Ermittlern Spuren zugespielt, die zu palästinischen Befreiungsorganisationen führen. Doch bald verdichten sich Hinweise auf italienische rechtsradikale Kreise, die wiederum von Mitarbeitern des militärischen Geheimdienstes SISMI und der inzwischen verbotenen Geheimloge P2 gedeckt werden. Nach einem langen und teilweisen turbulenten Prozessverlauf werden schließlich 1995 in letzter Instanz Valerio Fioravanti und Francesca Mambro, zwei Mitglieder einer rechtsradikalen Untergrundorganisation, als ausführende Täter zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Bombenleger sind also bekannt. Aber wer waren die Hintermänner? Dazu der Mailänder Publizist Gianni Barbacetto:
„Der Anschlag hat mehr Opfer gekostet als jeder politische Anschlag zuvor in Italien. Zugleich ist er auch der Geheimnisvollste. Denn er passiert zu einem Zeitpunkt, als die Strategie rechtsradikaler Kreise, Italien durch Terror in ein autoritäres System zu verwandeln, ausgelaufen ist. Vielleicht wollte man so die verschiedenen Splitter des rechtsradikalen Untergrundes wieder vereinen.“
Heute, so glauben viele Beobachter, ist die Strategie der Spannungen durch eine Strategie der Durchdringung des Staatsapparates ersetzt worden. Die P2 ist zwar längst verboten, aber einige ihrer Ziele von der Kontrolle der öffentlichen Information bis zur Beschneidung der Justiz, stehen im Mittelpunkt der gegenwärtigen Politik Italiens oder sind schon umgesetzt worden. Zur Mahnung an den Anschlag vom 2. August 1980 zeigt die Bahnhofsuhr von Bologna bis heute die Zeit der Bombenexplosion an: 10:25 Uhr.