"Ein Sieg mittelalterlicher Verhandlungstaktik"
Gleich drei konkurrierende Päpste hatte die katholische Kirche Anfang des 15. Jahrhunderts. Erst nach mehrjährigen Verhandlungen im Rahmen des Konstanzer Konzils konnte am 11. November 1417 die drohende Kirchenspaltung abgewendet werden.
Nur ein einziges Mal wurde auf deutschem Boden ein Papst gewählt. Das war vor genau 600 Jahren, am 11. November 1417, im Rahmen des Konstanzer Konzils. Damals entschieden sich die Kardinäle und Delegierten des Konzilrats einstimmig für den italienischen Kardinal Oddo di Colonna, der sich Papst Martin V. nannte.
Mit dieser Wahl sei damals eine drohende Kirchenspaltung abgewendet worden, sagte der Mittelalterhistoriker Bernd Schneidmüller im Deutschlandfunk Kultur. Denn bereits seit 1378 hatten sich die Kirchenvertreter nicht mehr auf einen Papst einigen können, sondern es gab zunächst zwei, später sogar drei Päpste. "Man kann sagen, dass die Stabilität, die Martin V. in die römische Kirche - zumindest für ein Jahrhundert noch - brachte, damals von ganz besonderer Bedeutung war."
"Konstanz war eigentlich ein Verlegenheitsort"
Dass Papstwahl und Konzil in Konstanz stattfanden, sei der Tatsache geschuldet, dass die traditionellen Orte nicht in Frage gekommen seien. "Denn in Rom sitzt eine Partei, in Avignon eine andere. Und insofern schafft der römische König gleichsam einen neutralen Ort", so Schneidmüller. "Konstanz ist eigentlich ein Verlegenheitsort gewesen."
Der Papstwahl voraus gingen mehrjährige Verhandlungen - das Konzil begann bereits 1414. "Die Konzilsväter haben in Konstanz schon ein paar Jahre gebraucht, um so weit zu kommen, bis sie 1417 dann endlich wieder Martin V. gewählt haben", sagt der Mittelalterhistoriker. "Aber es zeigt uns, dass Versammlungen auch zu vernünftigen Lösungen kommen und Strukturkrisen, die als unüberwindbar galten, tatsächlich einer Lösung zuführen. Insofern kann man sagen, dass das Konzil von Konstanz ein Sieg gleichsam der mittelalterlichen Verhandlungstaktik war."
(uko)