Das neue Maß der Masse
2018 wird zum Jahr des Abschieds vom Ur-Kilogramm, weil es an Gewicht verliert. Der Wissenschaftler Frank Härtig erläutert, was es für die Forschung bedeutet, dass jetzt mit der Planck-Konstante eine neue Messmethode Einzug hält. Im Alltag und bei den Kiloangaben beim Einkauf ändert sich dadurch nichts.
Das Ur-Kilogramm – ein vier Zentimeter kleiner Zylinder aus Platin und Iridium, der seit 1889 unter drei Glasglocken in einem Tresor bei Paris steht – wird immer leichter. In hundert Jahren hat es 50 Millionstel Gramm verloren. Da sich alle Waagen auf der ganzen Welt über Umwege auf dieses Unikat beziehen, muss nun eine Veränderung her.
Ab 2018 wird es deshalb eine neue Methode geben, um diese Masseinheit zu bestimmen. Sie definiert sich nicht mehr über einen Gegenstand oder eine physische Masse, sondern über eine Naturkonstante: die Planck-Konstante. Dabei kommen in Zukunft Silizium-Kugeln zum Einsatz.
Der Gewichtsverlust
"Das ist so ein Henne-Ei-Problem", sagt Frank Härtig, Leiter der Abteilung für Mechanik und Akustik der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB), im Deutschlandfunk Kultur. Alle 50 Jahre sei das Urkilogramm mit den nationalen Kopien verglichen worden. Dabei habe man diese Veränderung festgestellt. Es gebe zwei Vermutungen, warum das Ur-Kilogramm an Gewicht verliere. Vor jedem Wiegeprozess sei das Urkilogramm gereinigt worden und dabei sei vielleicht Material abgetragen worden. Es könne aber auch sein, dass sich Stoffe, wie beispielsweise Wasserstoff, ausgegast hätten und das zu Veränderungen beim Gewicht habe.
Schwierige Vermittlung
"Da kann man sich vorstellen, dass die ganze Welt natürlich mitdiskutiert", sagte Härtig über die jetzt geplante Veränderung. Es gehe dabei nicht nur um technische Fragen, sondern auch um die Frage, wie man jetzt in der Öffentlichkeit vermitteln könne, dass sich die Materie in Zukunft an einer Planck- Konstante messe und nicht mehr an dem Urkilogramm. "Ein Massestück versteht jeder, die Planck-Konstante ist schon deutlich komplizierter."