Erd-Überlastungstag

Ab heute leben wir auf Kosten kommender Generationen

Unter dem Motto "Ab heute leben wir auf Pump!" haben Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten vor dem Bundeskanzleramt in Berlin auf den globalen Erdüberlastungstag (englisch: Earth Overshoot Day) aufmerksam gemacht. Auf einem überdimensionierten Bildschirm zeigten sie symbolisch das Verschwinden der Erde, wenn die erneuerbaren Ressourcen weiterhin so verschwendet werden wie bisher.
Unter dem Motto "Ab heute leben wir auf Pump!" haben Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten vor dem Bundeskanzleramt in Berlin auf den globalen Erdüberlastungstag (englisch: Earth Overshoot Day) aufmerksam gemacht. © imago
Von Marcus Schuler · 02.05.2018
Die Deutschen haben ihren Anteil an den weltweiten Ressourcen heute aufgebraucht und leben ab jetzt ökologisch auf Pump. Das hat die Forschungsgruppe Global Footprint Network festgestellt und fordert deshalb: echtes Handeln für den Klimaschutz statt Lippenbekenntnisse!
Bei Donald Trump wisse man wenigstens, woran man sei, sagt "Footprint"-Chef Dr. Mathis Wackernagel mit einer Mischung aus Ironie und Verbitterung. Viele Politiker der westlichen Industrienationen meinten es mit dem Klimaschutz nicht wirklich ernst. Es seien Lippenbekenntnisse. Nach Meinung von Wackernagel liegt es daran,
"dass wir die Ressourcen-Situation immer noch als moralisches Problem anschauen. Wir denken, es wäre gut für die Menschheit, wenn wir die Ressourcen ein bisschen besser schonen. Das machen wir dann als Sonntagsschulübung. Wir machen eigentlich nichts oder sehr, sehr wenig. Wir nehmen das nicht ernst."
In den vergangenen Jahren war der sogenannte Erd-Überlastungstag für Deutschland bereits im April. Die Bundesbürger haben zu diesem Stichtag ihren Anteil an den weltweiten Ressourcen aufgebraucht und bereits entsprechend viel Müll und Abgase produziert.

Wir bräuchten drei Planeten Erde

Dass er nur ein paar Tage in den Mai gerutscht ist, ist kein Grund zur Vorfreude. Das liegt an wetterbedingten Emissionsschwankungen.
"Der Deutsche Overshoot Tag bedeutet, wenn die ganze Welt so wie die Deutschen leben würden, bräuchte es drei Planeten Erde. Und auch eine Erde zu brauchen, wäre zu viel. Denn es gibt ja noch andere Tier- und Pflanzenarten neben uns. Vielleicht sollten wir nicht die ganze Erde nutzen. Drei sicher nicht."
Und das bedeutet: Die Menschen leben für den Rest des Jahres auf Kosten kommender Generationen, so Wackernagel. Zum Vergleich: Die USA bräuchten 5 Erden, China 2,2, Frankreich 2,8 und Großbritannien 2,9. Je weniger wir für die Umwelt tun, umso stärker sind später unsere Kinder gefordert, das Defizit wieder in Ordnung zu bringen.
Besonders der CO2-Ausstoß in Deutschland müsse reduziert werden, fordert der Wissenschaftler. Gemeint sind Abgase, die Fabriken, Autos, unsere Heizungen aber auch die Tierzucht produzieren.
"Obwohl Deutschland federführend ist unter vielen Industrienationen, wenn es darum geht unsere Ressourcen zu managen - die Energiewende ist hier ein bekanntes Stichwort - ist Deutschland viel zu langsam."

Klimawandel schränkt Landwirtschaft ein

Das Global Footprint Network fordert schon seit vielen Jahren ein Umdenken. Der Menschheit blieben weniger als 20 Jahre Zeit, um einen Anstieg der Erderwärmung um zwei Grad zu verhindern, erinnert Wackernagel. Zwei Grad hört sich erst mal nicht nach viel an.
"Wenn unser Klima sehr unterschiedlich, sehr variabel ist, wird Landwirtschaft sehr schwierig. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Klima sehr viel variabler wird, bei einer Welt, die zwei Grad wärmer ist, ist sehr hoch. Das heißt: Die landwirtschaftliche Produktion wird enorm eingeschränkt."
Damit der Erdüberlastungstag im Kalender wieder nach hinten geschoben wird, fordern die Wissenschaftler echtes Handeln. Beispiel: Elektroautos, bessere Wärmedämmung von Gebäuden, weniger Fleischkonsum und die Produktion und der Verzehr von Gemüse und Obst, das aus der Region kommt.
Gefordert sind vor allem die großen Industrienationen. Neben Deutschland, die USA, Frankreich und China.
Der weltweite "Erdüberlastungstag" wird übrigens im August erwartet. Er ist in den zurückliegenden Jahrzehnten immer weiter nach vorn gerückt: 1987 lag er noch am 19. Dezember. Im vergangenen Jahr bereits am 2. August.
Mehr zum Thema