Der "Waldbauernbub" aus der Steiermark
Ein Junge vom Land, der nur notdürftig Lesen und Schreiben gelernt hatte, aber zum gefeierten Autor wurde: Peter Rosegger machte seit 1870 eine erstaunliche Karriere. 100 Jahre nach seinem Tod sind Werk und Person in seiner Heimat, der Steiermark, ein touristischer Magnet.
Vom Ruhm Peter Roseggers zehrt man in seiner österreichischen Heimat, der Steiermark, noch heute. Seine Lebensorte sind in Museen verwandelt, und neben Peter-Rosegger-Wegen und allen möglichen Peter-Rosegger-Souvenirs gibt es selbstverständlich auch einen Peter-Rosegger-Marsch. Wer auf seinen Spuren sogar den Anstieg zum abseits des Dorfes Alpl auf einer Waldlichtung in 1.200 Metern Höhe gelegenen Kluppeneggerhof auf sich nimmt, liest über der Haustür die Inschrift:
"Zieh, Wandrer, den Hut und bleib andächtig stehn. Denn hier ist voreinst ein Mirakel geschehn."
Das Wunder bestand darin, dass aus dem 1843 geborenen "Waldbauernbub" Peter Rosegger, der nur notdürftig Lesen und Schreiben gelernt hatte, einer der beliebtesten Schriftsteller seiner Zeit wurde, wenn auch kein Schwergewicht wie sein Landsmann Adalbert Stifter, sondern nur ein Volksschriftsteller:
"Ich bin daheim auf waldiger Flur,
Mein Hüttchen ist ein grüner Baum,
Mein Ruhebett der Wiesensaum / Am Herzen der Natur."
Das Wunder bestand darin, dass aus dem 1843 geborenen "Waldbauernbub" Peter Rosegger, der nur notdürftig Lesen und Schreiben gelernt hatte, einer der beliebtesten Schriftsteller seiner Zeit wurde, wenn auch kein Schwergewicht wie sein Landsmann Adalbert Stifter, sondern nur ein Volksschriftsteller:
"Ich bin daheim auf waldiger Flur,
Mein Hüttchen ist ein grüner Baum,
Mein Ruhebett der Wiesensaum / Am Herzen der Natur."
Er lauschte den Bauern, Mägden und Förstern
Da der Junge aufgrund einer schwächlichen Konstitution niemals als Bauer den Kluppeneggerhof hätte übernehmen können, gaben die Eltern ihn einem herumreisenden Schneider in die Lehre. Fünf Jahre an seiner Seite unterwegs in der Steiermark, lauschte Rosegger den Erzählungen und Gesängen der Bauern, Mägde, Knechte, Pfarrer, Lehrer und Förster und nahm das Material seiner späteren Literatur auf.
Sein erster Leser, der Chefredakteur der "Grazer Tagespost", musste sich zwar durch die von Orthografie-Fehlern strotzenden Manuskripte zunächst hindurchwühlen, spürte gleichwohl den besonderen Lebens- und Ausdruckswunsch Roseggers und machte die Texte druckfertig. Der Erfolg beim Publikum war phänomenal.
"Im Edelgrund. Das ist ein kleines, von hohen Bergen umfriedetes Wiesental. Der Alpenrosenstrauch grünt an den Hängen dieses Tales, kommt aber selten zur Blüte, denn die liebe Sonne fällt nur von Floriani bis Jakobi in den Edelgrund. Hochruck heißt der Bergwall, der sich mit seinen grauen, gletscherumpanzerten Massen vor das Auge des Himmels stellt, das da jeden Tag um den Erdball wandelt, um all seine lichtdurstigen Kinder zu zählen und zu hüten."
"Im Edelgrund. Das ist ein kleines, von hohen Bergen umfriedetes Wiesental. Der Alpenrosenstrauch grünt an den Hängen dieses Tales, kommt aber selten zur Blüte, denn die liebe Sonne fällt nur von Floriani bis Jakobi in den Edelgrund. Hochruck heißt der Bergwall, der sich mit seinen grauen, gletscherumpanzerten Massen vor das Auge des Himmels stellt, das da jeden Tag um den Erdball wandelt, um all seine lichtdurstigen Kinder zu zählen und zu hüten."
Hauptmann lobte den "gesunden Baum"
Vor solchen Kulissen und in diesem Ton entfaltete Rosegger in seit 1870 kontinuierlich erscheinenden Büchern wie "Waldheimat", "Erdsegen", "Die Schriften des Waldschulmeisters", "Jakob der letzte", "Gottsucher" oder "Als ich noch der Waldbauernbub war" seine heimatliche Welt. Daneben mischte er sich in der von ihm herausgegebenen Monats-Zeitschrift "Heimgarten" in die Debatten seiner Zeit ein und fand als begeisterte Leser auch so illustre Zeitgenossen wie den Komponisten Alban Berg oder den Schriftsteller Gerhart Hauptmann, der ihm 1903 zum 60. Geburtstag einige gravitätisch klingende Zeilen schickte:
"Wer im Volkstum wurzelt …, ist ein gesunder Baum … Möge es dir vergönnt sein, … die deutsche Seele durch das Wachstum Deiner Zweige immer höher hinein verbreiten zu helfen in den reinen Raum."
Von heute aus gelesen erinnern diese Sätze an Zeiten, als man Roseggers Literatur für eine politisch rechte Boden- und Heimat-Ideologie in Anspruch nehmen wollte und auch reichlich Belegzitate fand. Und die Gegenzitate geflissentlich übersah:
"Wir werden schon sehen, wohin wir kommen mit diesem 'Nationalismus', der alles andere ausschließt. Wir werden ein rohes Volk, dem Waffenklirren bald eine schönere Musik sein wird als Wagners Opern.""
"Wer im Volkstum wurzelt …, ist ein gesunder Baum … Möge es dir vergönnt sein, … die deutsche Seele durch das Wachstum Deiner Zweige immer höher hinein verbreiten zu helfen in den reinen Raum."
Von heute aus gelesen erinnern diese Sätze an Zeiten, als man Roseggers Literatur für eine politisch rechte Boden- und Heimat-Ideologie in Anspruch nehmen wollte und auch reichlich Belegzitate fand. Und die Gegenzitate geflissentlich übersah:
"Wir werden schon sehen, wohin wir kommen mit diesem 'Nationalismus', der alles andere ausschließt. Wir werden ein rohes Volk, dem Waffenklirren bald eine schönere Musik sein wird als Wagners Opern.""
Klage über Zerstörung der Alpenlandschaft
So kann man manche in den 40 Bänden des Gesamtwerks zu findende stramm konservative Ansicht wie über den Verlust des Ursprünglichen heute auch progressiv deuten im Sinn seiner Klage über die fortschreitende Zerstörung der Natur in der Alpenlandschaft. Für Rosegger persönlich war im Leben vieles gut gelaufen, sein Ansehen so groß, dass 1914 sein Name sogar auf der Kandidatenliste für den Literaturnobelpreis auftauchte. Aber wenn er über sich hinausblickte, stellte er fest:
"Es werden Stürme aufziehen, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat - und doch hoffe ich auf die Zukunft."
Vor diesem Hintergrund zog Rosegger kurz vor seinem Tod am 26. Juni 1918 in einem seiner letzten Briefe Bilanz:
"Es bringt seelische Unruhe, zu hoffen und zu fürchten zugleich ... Aber dieses Hängen an verschiedenen Angeln, dieses peinliche Unerlöstsein wird mir gemildert durch meine höchst einfache Weltanschauung, die ich aus der dämmernden Waldheimat mitgebracht habe."
Vor diesem Hintergrund zog Rosegger kurz vor seinem Tod am 26. Juni 1918 in einem seiner letzten Briefe Bilanz:
"Es bringt seelische Unruhe, zu hoffen und zu fürchten zugleich ... Aber dieses Hängen an verschiedenen Angeln, dieses peinliche Unerlöstsein wird mir gemildert durch meine höchst einfache Weltanschauung, die ich aus der dämmernden Waldheimat mitgebracht habe."