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Stehen Frauen auf Alphamännchen?
Junge Frauen stehen auf Sex mit alten Porschefahrern. Was wie ein schlechter Altherrenwitz klingt, ist durchaus ernst gemeint. Einige Evolutionsbiologen behaupten, es gebe bei Menschen eine naturgegebene Ungleichheit – und kämpfen gegen Gleichberechtigung.
Axel Meyer ist Professor für Evolutionsbiologie an der Universität Konstanz. Außerdem: Engagiert gegen die Gleichstellung von Männern und Frauen. Gleichstellung sei gegen die Natur, sagt der Biologe, denn die habe durch Evolution die Geschlechter unterschiedlich geprägt.
"Frauen wollen ja auch starke Männer, die reich sind und die Sicherheit bringen können. Warum fahren denn alte, graue Männer mit Porsches durch die Gegend? Weil junge Frauen auf solche Männer ansprechen. Und Männer kriegen den Sex, den sie mit ihrem Porsche bezahlen. Das ist doch was ganz Tiefes und was ganz Ursprüngliches, das Sie mit noch so vielen Gleichstellungsprogrammen nicht ausmerzen können."
Auch Ulrich Kutschera von der Universität Kassel äußert sich – ausdrücklich als Evolutionsbiologe – zum Verhältnis von Mann und Frau.
"Es ist ein ganz riesiges Glück, dass natürlich gebliebene, normal gebliebene Frauen noch immer das evolutionäre Erbe in sich tragen und sich in der Regel, sag ich jetzt mal, den Alphamännchen zuwenden."
Gegner der Gleichstellung finden weltweit Gehör
Die Gegner der Gleichstellung kämpfen auch gegen die "Gender Studies". Die Wissenschaftsdisziplin untersucht, wie sich Geschlecht in allen Bereichen unserer Gesellschaft auswirkt: In Wirtschaft und Politik, in Wissenschaft und Kultur. Über das Bundesbildungsministerium sagt Axel Meyer:
"80 Prozent der Mitarbeiter sind Frauen. Und ich will nicht wissen, welcher Prozentsatz lesbisch ist."
Und über seine Kollegen und Kolleginnen aus den Gender Studies, die nicht selten eine naturwissenschaftliche Ausbildung haben, sagt Axel Meyer.
"Ihr lieben Geisteswissenschaftler, ihr habt im Durchschnitt keine Peilung. Ihr habt keine Ahnung, wie Wissenschaft und Biologie und Genetik funktioniert."
Ulrich Kutschera bezeichnet die Genderforschung als "antibiologische Pseudowissenschaft". Dabei betreten die beiden Evolutionsbiologen beim Kampf gegen die Gleichstellung fremdes Terrain. Ulrich Kutschera forscht an Pflanzen und Bakterien, Axel Meyer meist an Fischen. Er erklärt:
"Wir sequenzieren Gene und Genome von Tieren, hauptsächlich von Fischen, machen genetische Experimente und so weiter. Wir haben auch schon an Fröschen, an Walen, an Vögeln, aber unsere Hauptforschungsobjekte sind Fische, Buntbarsche und Zebrafische."
Die beiden Evolutionsbiologen sind nur zwei Stimmen in einem weltweiten Chor. Dessen Mitglieder behaupten im Namen der Wissenschaft, Verhaltensweisen und geistige Fähigkeiten seien in starkem Maße vom Geschlecht abhängig und deshalb seien Männer und Frauen von Natur aus für unterschiedliche Aufgaben und Positionen geeignet.
Und das findet Gehör. "Warum Frauen nicht einparken und Männer nicht zuhören können", "Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus" – beide Bücher gehören zu den populärwissenschaftlichen Klassikern zum Thema. Und regelmäßig erscheinen weitere Bücher und Artikel mit immer dem gleichen Tenor. Sie alle berufen sich auf die Evolutionsbiologie.
Es formiert sich Widerstand
Doch es gibt auch Fachkollegen und Wissenschaftsforscherinnen, die dagegen halten. Sie belegen, wie jede scheinbar objektive naturwissenschaftliche Erkenntnis von ihrer jeweiligen Zeit beeinflusst wird, sie sprechen über die Vielfalt der Geschlechterverhältnisse in der Natur und stellen die komplexen Zusammenhänge zwischen biologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen dar.
Auch Evolutionsbiologe Diethard Tautz warnt seine Kollegen vor spekulativen Übertragungen einzelner Forschungsergebnisse auf den Menschen.
(gekürzte Online-Fassung/mw)