"Die Sendung war ziemlich katastrophal"
Wichtige Themen sind nicht zur Sprache gekommen: Das bemängelt Falk Richter nach dem TV-Duell zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem Herausforderer Martin Schulz (SPD). Claus Strunz, einen der Moderatoren, bezeichnet der Theatermacher als "offensichtlichen AfD-Lobbyisten".
Nach dem gestrigen sogenannten TV-Duell der beiden Kanzler-Kandidaten, der amtierenden Angela Merkel (CDU) und ihres Herausforderers Martin Schulz (SPD), zeigt sich der Theaterregisseur Falk Richter "ziemlich verärgert" und "auch wirklich besorgt".
Seine Kritik an dem politischen Fernseh-Format richtete er im Deutschlandfunk Kultur insbesondere gegen den Moderator Claus Strunz, den er als "AfD-Lobbyist" bezeichnete.
"Ich fand tatsächlich, dass die Sendung ziemlich katastrophal war, und ich fand das falsch, dass so ein offensichtlicher AfD-Lobbyist wie Claus Strunz da so viel Zeit hat sich auszubreiten und auch tendenziöse Fragen stellt und auch Zitate verfälscht und Zahlen offen nennt, die nicht wirklich stimmen und so weiter. Das ist eigentlich so 'ne Strategie der Rechtspopulisten so zu arbeiten. Und dass das in so einer Sendung jetzt wirklich hoffähig geworden ist, das hat mich wirklich erschreckt."
Strunz führte für den Sender ProSieben/SAT.1 zusammen mit Maybrit Illner (ZDF) und Peter Kloeppel (RTL) und Sandra Maischberger (ARD) durch die Befragung der Kanzler-Kandidaten.
Große Koalition unter sich
Den Merkel-Herausforderer, SPD-Chef Martin Schulz, erlebte der Theatermacher Falk Richter als "defensiv", wofür er vor allem die Mitarbeit der Sozialdemokraten in der Großen Koalition verantwortlich machte:
"Das war, glaube ich, das große Problem. Letztlich steht die SPD insgesamt, aber auch Martin Schulz, in diesem Moment vor dem Problem, dass er eigentlich die letzten Jahre die Politik mitgestaltet hat, beziehungsweise seine Partei, und vieles auch einfach mitgetragen hat (…). Zwei Vertreter einer Regierung - und jetzt sollen sie so ein bisschen so tun, als würden sie eigentlich gegeneinander antreten."
Falk Richter zog aber auch eine positive Schlussfolgerung aus diesem politischen Fernsehabend. Jetzt könne – noch vor der Wahl – eine Zeit kommen, in der über bestimmte Themen geredet und gestritten werde:
"Die Chance, die jetzt da ist nach dieser Sendung, dass Journalisten und auch Fernsehsender (…) einfach noch mal andere Themen aufs Tablett bringen, dass wir jetzt noch mal anders diskutieren: Was ist eigentlich wichtig in diesem Land?"
Richter nannte hier insbesondere den Klimawandel, aber auch die Themen Wohnungspolitik, Verkehrspolitik und "Gerechtigkeitsthemen" wie Löhne, Pflege, Rente oder Bildungsfragen. (huc)