Arte, 13. Juni 2017, 21.05, "Die Asylentscheider", Dokumentarfilm von Sandra Budesheim und Sabine Zimmer.
Arte zeigt die 60-Minutenfassung. In voller 90-Minuten-Länge ist der Film am 19. Juni, ab 0.05 Uhr im ZDF zu sehen.
"Es entsteht eine gewisse Abstumpfung"
Für Asylsuchende ist das Gespräch im Bundesamt für Migration ein Angsttermin. Gehen oder bleiben - das entscheidet sich dort. Wer sind eigentlich die Frauen und Männer, die als Asylentscheider arbeiten - und über Schicksale bestimmen? Ein Arte-Dokumentarfilm zeigt ihren Alltag.
Wer Asyl in Deutschland beantragt, sitzt ihnen ein einziges Mal gegenüber: den Entscheidern des Bundesamtes für Migration. Sie müssen abwägen, wer bleiben darf und wer nicht. Sie haben das Gesetz - und ihr Gewissen. Eine Arte-Dokumentation von Sabine Zimmer und Sandra Budesheim zeigt drei Menschen, die täglich große Politik für den Einzelnen umsetzen müssen: eine Frau, die diesen Job schon seit über 20 Jahren macht, und zwei Männer, die noch relativ neu dabei sind.
Oft genauso aufgeregt wie die Asylsuchenden
"Die Asylentscheider" berichtet von Zwängen, Gerechtigkeit und von der unmöglichen Aufgabe, immer das Richtige zu tun. Die beiden Filmemacherinnen waren mit der Kamera dabei und stellten fest: Nur weil jemand seit vielen Jahren in dem Job arbeitet, ist er mitnichten "abgebrüht" – die Entscheider seien oft ebenso aufgeregt vor jedem neuen Gespräch. Sabine Zimmer sagt:
"Wir haben eine Entscheiderin erlebt, die macht das seit 23 Jahren. Wir haben sie immer noch sehr offen erlebt. Sie ist aber auch vom Temperament her einfach eine sehr offene und positive Person."
Ein anderer Entscheider, der den Job seit drei Jahren mache, habe allerdings eingeräumt, dass eine "gewisse Abstumpfung entsteht und dass er diese Distanz einfach auch braucht, um jeden Tag immer wieder neue Geschichte zu hören."
Fünf Wochen Schulung - genügt das?
Sandra Budesheim ergänzt: Sicherlich sei es keine gute Idee, Menschen einen derart verantwortungsvollen Job zu geben, die dafür nur eine Schnellschulung bekommen hätten: Fünf Wochen Schulung seien sicherlich zu wenig, trotz der Ankündigung, die neuen Asylentscheider hinterher noch im Rahmen eine Mentorings zu begleiten.
"Ich glaube, da stand auch viel auf dem Papier oder da gab es viele Absichten, wo die Realität danach ein bisschen anders aussah."
Die Filmemacherinnen hätten auch einen Blick auf das Leben der Asylsuchenden geworfen, um ein ausgewogenes Bild der Situation zu zeigen, hätten sich jedoch selbst zügeln müssen, um nicht ihre eigentlichen Hauptpersonen, die Entscheider, dabei aus den Augen zu verlieren.
Offenbar ist Zimmer und Budesheim diese Balance geglückt: Bei ersten Filmvorführungen hätten die anwesenden Asylentscheider sehr positiv reagiert und sich im Film fair behandelt gefühlt, sagt Sandra Budesheim.