Forderung nach Politiker-Boykott der Fußball-WM

"Wir müssen aus Sotschi lernen"

Die Grünen-Europapolitikerin Rebecca Harms
Putin wird die Fußball-WM für seine politischen Zwecke instrumentalisieren, befürchtet die Grünen-Politikerin Rebecca Harms. © imago / Rüdiger Wölk
Rebecca Harms im Gespräch mit Birgit Kolkmann |
Deutschland im Endspiel und Angela Merkel sitzt nicht auf der Tribüne? Nach dem Willen von 60 Europaabgeordneten könnte das durchaus so sein. Sie fordern einen EU-weiten Politikerboykott für die Fußball-WM in Russland. Rebecca Harms von den Grünen erläutert die Hintergründe.
60 Europaabgeordnete aus 16 Ländern und fünf Fraktionen fordern einen EU-weiten Politiker-Boykott der Fußballweltmeisterschaft 2018 in Russland. Initiiert hat die Aktion die deutsche Europapolitikerin Rebecca Harms (Bündnis 90/ Die Grünen).
Ihr gefalle nicht, wie Präsident Putin immer wieder internationale Sportereignisse nutze, um im eigenen Land Zustimmung für seine aggressive Außenpolitik zu organisieren, begründete die Grünen-Politikerin im Deutschlandfunk Kultur ihre Initiative.
"Ich denke, westliche Staats- und Regierungschefs und hochrangige Politiker sollten diese Strategie, mit der Putin sein Ansehen innerhalb Russlands versucht hochzuhalten, nicht unterstützen."
Russlands Präsident Wladimir Putin posiert mit russischen Olympiasiegern in Sotschi 2014.
Russlands Präsident Wladimir Putin posiert mit russischen Olympiasiegern in Sotschi 2014.© AFP - MIKHAIL KLIMENTYEV
Harms erinnert überdies daran, dass Russland nur drei Tage nach dem Ende der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi Russland die Krim besetzt habe und kurze Zeit der Krieg in der Ostukraine ausgebrochen sei. "Ich glaube, dass das wirklich eine Situation ist, aus der wir lernen müssen."

"Weitsichtiger" Altbundespräsident Gauck

Der damalige Bundespräsident Joachim Gauck sei 2014 den Winterspielen fern geblieben, betont Harms. Das sei "sehr weitsichtig" gewesen.
Dem Einwand, dass Ereignisse wie die Fußball-Weltmeisterschaft ja auch dem Brückenschlag dienen können, widerspricht Harms:
"Ich denke eben, so wichtig der Dialog mit Russland ist, dass man nicht seine eigene Politik, also mit Sanktionen und auch personenbezogenen Sanktionen gegenüber Russland, dass man diese eigene westliche Politik nicht konterkarieren sollte durch ein bisschen Schau in der VIP-Lounge."
(uko)
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