Die Ausstellung "Geniale Dilletanten - Subkultur der 1980er Jahre in West- und Ostdeutschland" ist vom 15. Juli bis 19. November 2017 in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zu sehen.
Wie Subkultur in der DDR funktionierte
Nicht nur in Westdeutschland gab es "Geniale Dilletanten": Die vielbeachtete Ausstellung ist nach ihrer Welttournee jetzt in Dresden angekommen – erweitert um Exponate der DDR-Subkultur und mit Arbeiten des Malers Moritz Götze aus Halle.
"Geniale Dilletanten" – hübsch falsch geschrieben mit Doppel-L und einem T – so hieß ein legendäres Subkultur-Festival im Berliner Tempodrom, das 1981 all die Bands und Künstler zusammenbrachte, die den Underground-Spirit Westberlins ausmachten: Die Einstürzenden Neubauten, Deutsch Amerikanische Freundschaft (DAF), Palais Schaumburg oder die Tödliche Doris zum Beispiel. Über die künstlerische Wucht dieser Alternativszene hat das Münchner Haus der Kunst vor einigen Jahren eine Ausstellung organisiert, die jahrelang mit dem Goethe-Institut auf Welttournee war. Jetzt ist "Geniale Dilletanten" in Dresden zu sehen – und zwar um einen wesentlichen Teil erweitert: Um die Alternativ-Szene der 80er-Jahre im Osten.
Als Unmusikalischer in einer Band
In der Ausstellung zu sehen sind auch Arbeiten des Hallenser Malers Moritz Götze. Er selbst habe das Label "Genialer Dilletant" für sich nicht verwendet, es träfe aber im Nachhinein den Nagel auf den Kopf, sagt Götze im Deutschlandfunk Kultur. Als Musiker in seiner Band Größenwahn sei er grobnotorisch unmusikalisch gewesen. Zusammen mit musikalischen Freunden habe er seinen unbedingten Willen zur Musik umsetzen wollen. So habe er versucht, die vorhandene gesellschaftliche Situation in der DDR infrage zu stellen und zu ignorieren: "Das war für das damalige Lebensgefühl einfach wichtig."
Als "normal denkender Mensch" sei man in der DDR immer an Grenzen gestoßen, erinnert sich Götze. Sogar die, die es mit dem System gut meinten, waren nicht davor geschützt, "absurde Schwierigkeiten" zu bekommen. Allerding sei die DDR kein homogenes Gebilde gewesen: Bezirke wie Leipzig, Dresden, Berlin oder Halle seien weniger reaktionär gewesen, weil es dort auch anders lebende und "komische" Menschen gegeben hätte: "Und dadurch war durch den alltäglichen Umgang, sozusagen, die Repression etwas toleranter."
Im Westradio DAF entdeckt
Gleichzeitig habe man alles verfolgt, was im Westen vor sich ging, so der Hallenser Künstler: "Erstmal hat man nur Westradio gehört." So habe er selbst auch die Musik von Deutsch Amerikanische Freundschaft kennengelernt, eine Band, die beim "Dilletanten"-Festival im Berliner Tempodrom mit dabei war und für ihn dann sehr wichtig gewesen sei.
Eine seiner Arbeiten in der Dresdner Ausstellung habe eine besondere Geschichte: Zu einer Luther-Veranstaltung in Eisleben sei er im Jahr 1983 mit seiner Band Größenwahn eingeladen gewesen. Inspiriert von der britischen Band The Who habe er dort vor einem großen Publikum seine Gitarre zertrümmert: "Wir haben dort doch wahrscheinlich einen etwas schockierenden Auftritt gehabt."
Als gelernter Tischler habe er das Instrument allerdings problemlos neu verleimen können. Weil das optische Ergebnis nicht so gelungen war, beklebte er die reparierte Gitarre mit der SED-Zeitung "Neues Deutschland": "Das sieht wirklich toll aus", freut sich Götze noch heute über das Resultat. Das Exponat, das sich normalerweise im Stadtmuseum Halle befindet, ist nun für die Ausstellung "Geniale Dilletanten" nach Dresden ausgeliehen worden.