Graf Ego und seine Pappenheimer
Eine Provinzposse in Pappenheim: Weil ein Graf Fördermittel angeblich nicht richtig einsetzt, liegen er und die Kommune sich in den Haaren. Jetzt droht die Lage zu eskalieren: Der Graf droht mit der Umzäunung von vier Quadratmetern im Stadtinnenbereich.
Es war einmal ein Graf, der war ein wenig wundersam. Er hieß Albrecht von und zu Eggloffstein und residierte in einem alten Schloss in Pappenheim, einem kleinen Städtchen in Mittelfranken. Lange Jahre lebten die Pappenheimer Bürger und der Graf recht friedlich nebeneinander. "Ich kenne meine Pappenheimer", glaubte der Graf – und die Pappenheimer dachten, sie kennen ihren Grafen.
Provinzposse um ein Renaissance-Kleinod
Doch dann zerstritten sich der Adlige und die Bürger ganz gewaltig. Grund war das Pappenheimer Schloss. Ein Renaissance-Kleinod, das das Ortsbild des Städtchens prägt. Graf Eggloffstein sollte es deshalb restaurieren – und bekam dafür einen Zuschuss von 1,2 Millionen Euro aus Steuergeldern. Und dann wurde aus der Märchengeschichte eine Provinzposse.
Denn der Bürgermeister von Pappenheim, Uwe Sinn, ärgerte sich, dass der Graf zwar eifrig sanierte – aber nicht die Schlossfassade, die jeder Besucher des Städtchens bestaunt. Genau diese Fassade aber, so der Bürgermeister, hätte der Graf als erstes renovieren müssen. Also forderte der SPD-Politiker, dem Herrn zu Eggloffstein die staatlichen Zuschüsse zu streichen. Der Adlige sollte seine Pappenheimer kennenlernen. Sie, die schon in Schillers "Wallenstein" zitiert werden, wollten nicht die willfährigen Untertanen sein.
Zaun als Drohmittel
Doch Graf Ego, wie ihn manche Bürger spöttisch nennen, schlug zurück. Er ist schließlich nicht irgendein Graf, sondern Vize-Vorsitzender des bayerischen Denkmalrates und Landes-Chef der Burgenvereinigung. Eggloffstein, der in Pappenheim so manche Immobilie besitzt, drohte der Stadt mit der Sperrung des zentralen Parkplatzes. Denn auf der Zufahrtsstraße gehören ihm vier Quadratmeter Grund. Und die könne er ja umzäunen lassen. Dann enteignen wir, drohte die Gemeinde wutentbrannt.
Der Streit eskalierte so sehr, dass sich schließlich sogar der bayerische Kunstminister Ludwig Spaenle einschalten musste. Er kündigte eine Prüfung der Renovierungsarbeiten an. Weitere Zuwendungen aus dem Entschädigungsfonds und der Denkmalpflege liegen vorerst auf Eis.
So unversöhnt wie die Gegner im Dreißigjährigen Krieg
Aber schlichten konnte Spaenle den Grafen-Streit von Pappenheim damit nicht: Die Kombattanten stehen sich so unversöhnlich gegenüber wie einst die feindlichen Truppen im Dreißigjährigen Krieg. Damals, vor 400 Jahren, war der Spruch von den "Pappenheimern" entstanden, die jemand zu kennen glaubt. Ach, hätte der Minister im fernen München doch Schiller gelesen. Der dichtete seinem "Wallenstein" folgenden Satz an: "Kein fremder Mund soll zwischen uns sich schieben / den guten Feldherrn und die guten Truppen."
Wallenstein hatte das damals durchaus positiv gemeint. Heute haben die Pappenheimer und ihr Graf Ego ihr städtisches Scharmützel noch längst nicht ausgefochten.