Größter Geiger des 20. Jahrhunderts
Seine Kunst war unvergleichlich, der Geiger Vaša Příhoda wurde sogar mit dem "Teufelsgeiger" Paganini verglichen. Aber seine Nähe zum NS-Regime verhinderte einen weiteren Aufstieg nach dem Zweiten Weltkrieg, heute ist er fast vergessen.
Er war einer der größten Geiger des 20. Jahrhunderts: der Tscheche Vaša Příhoda.
Vaša - wer ...?! Sein Name ist heute nur mehr einschlägigen Kennern der Violine ein Begriff, obgleich Vaša Příhoda in den 1920er und '30er-Jahren zu den meistgerühmten und -gefeierten Geigern seiner Zeit gehörte – auf Augenhöhe mit Jascha Heifetz, Nathan Milstein oder David Oistrach. Seine 1926 entstandene Aufnahme von Nicolo Paganinis Nel cor pi ma mi sento zum Beispiel gehört bis heute zu den erstaunlichsten Dokumenten violinistischer Virtuosität und Perfektion, die es überhaupt gibt.
Kein Geringerer als der Dirigent Arturo Toscanini verglich Vaša Příhoda mit dem "Teufelsgeiger" höchstpersönlich:
"Mag sein, dass Paganini genau so gut gespielt hat wie Příhoda – besser gespielt haben kann er jedenfalls nicht!"
Wie also kommt es, dass diesen Ausnahme-Geiger heute kaum jemand mehr kennt? Ein Politikum, erklärt der englische Musikforscher Charles Levin:
"Vaša Příhodas Vergessen hängt ganz wesentlich damit zusammen, dass er während des Nationalsozialismus weiterhin in Österreich und Deutschland gearbeitet hatte."
Als Professor für Violine in München und Salzburg, als Geiger in Berlin in einem Klaviertrio mit dem Pianisten Michael Raucheisen und dem Cellisten Paul Grümmer, als Solist in Aufnahmen für die Polydor – darunter Giuseppe Tartinis sogenannte »Teufelstriller«-Sonate.
Vaša Příhoda wurde am 22. August 1900 im böhmischen Vodňany geboren. Nach erstem Unterricht bei seinem Vater kam er als Zehnjähriger zu Jan Mařak – einem der Hauptvertreter der böhmischen Geigen-Schule. Nach einem spektakulären Wunderkind-Debüt mit 13 begann Příhoda nach dem Ersten Weltkrieg seine Welt-Karriere, die ihn kreuz und quer durch Europa, Nord- und Südamerika führte, nach Afrika und in die UdSSR – von einem Triumph zum anderen.
Wo sich dann allerdings nach dem Krieg andere Musiker (wie die Dirigenten Wilhelm Furtwängler oder Karl Böhm) vom Vorwurf des Mitläufertums reinwaschen konnten, wurde Vaša Příhoda in seiner tschechischen Heimat als Kollaborateur angeklagt und mit einer Geldstrafe und Auftrittsverbot belegt. Hinzu kam seine kurze, bereits vor 1933 geschiedene Ehe mit der Geigerin Alma Rosé, die 1944 in Auschwitz umgebracht worden war. 1946 polemisierte die Wiener Zeitung:
"Er ließ sich sofort und ohne Bedenken nach Ausbruch des braunen Regimes scheiden, um seine Karriere zu sichern, und hat seine Frau den nationalsozialistischen Mordgesellen preisgegeben. [...] Wir wollen Herrn Příhoda in Wien weder hören – noch sehen."
Geplante Konzerte wurden daraufhin annuliert, und obgleich der (tatsächlich haltlose) Vorwurf ein halbes Jahr später von der Wiener Presse widerrufen und Příhoda rehabilitiert wurde, sah sich der Geiger auch weiterhin so hartnäckigen Anfeindungen ausgesetzt, dass er sich erst ins italienische Rapallo zurückzog und schließlich 1948 die türkische Staatsbürgerschaft annahm. 1950 trat er eine Professur an der Wiener Musikhochschule an, 1956 kehrte er zu einem enthusiastisch gefeierten Konzert nach Prag zurück – doch Vaša Příhodas Karriere hat sich von dem politischen Makel nicht wieder erholt. Nach seinem Tod (am 26. Juli 1960 in Wien, kurz vor seinem 60. Geburtstag) bewahren nur seine Aufnahmen seinen Ruf und Rang: Er war einer der größten Geiger des 20. Jahrhunderts.
Vaša - wer ...?! Sein Name ist heute nur mehr einschlägigen Kennern der Violine ein Begriff, obgleich Vaša Příhoda in den 1920er und '30er-Jahren zu den meistgerühmten und -gefeierten Geigern seiner Zeit gehörte – auf Augenhöhe mit Jascha Heifetz, Nathan Milstein oder David Oistrach. Seine 1926 entstandene Aufnahme von Nicolo Paganinis Nel cor pi ma mi sento zum Beispiel gehört bis heute zu den erstaunlichsten Dokumenten violinistischer Virtuosität und Perfektion, die es überhaupt gibt.
Kein Geringerer als der Dirigent Arturo Toscanini verglich Vaša Příhoda mit dem "Teufelsgeiger" höchstpersönlich:
"Mag sein, dass Paganini genau so gut gespielt hat wie Příhoda – besser gespielt haben kann er jedenfalls nicht!"
Wie also kommt es, dass diesen Ausnahme-Geiger heute kaum jemand mehr kennt? Ein Politikum, erklärt der englische Musikforscher Charles Levin:
"Vaša Příhodas Vergessen hängt ganz wesentlich damit zusammen, dass er während des Nationalsozialismus weiterhin in Österreich und Deutschland gearbeitet hatte."
Als Professor für Violine in München und Salzburg, als Geiger in Berlin in einem Klaviertrio mit dem Pianisten Michael Raucheisen und dem Cellisten Paul Grümmer, als Solist in Aufnahmen für die Polydor – darunter Giuseppe Tartinis sogenannte »Teufelstriller«-Sonate.
Vaša Příhoda wurde am 22. August 1900 im böhmischen Vodňany geboren. Nach erstem Unterricht bei seinem Vater kam er als Zehnjähriger zu Jan Mařak – einem der Hauptvertreter der böhmischen Geigen-Schule. Nach einem spektakulären Wunderkind-Debüt mit 13 begann Příhoda nach dem Ersten Weltkrieg seine Welt-Karriere, die ihn kreuz und quer durch Europa, Nord- und Südamerika führte, nach Afrika und in die UdSSR – von einem Triumph zum anderen.
Wo sich dann allerdings nach dem Krieg andere Musiker (wie die Dirigenten Wilhelm Furtwängler oder Karl Böhm) vom Vorwurf des Mitläufertums reinwaschen konnten, wurde Vaša Příhoda in seiner tschechischen Heimat als Kollaborateur angeklagt und mit einer Geldstrafe und Auftrittsverbot belegt. Hinzu kam seine kurze, bereits vor 1933 geschiedene Ehe mit der Geigerin Alma Rosé, die 1944 in Auschwitz umgebracht worden war. 1946 polemisierte die Wiener Zeitung:
"Er ließ sich sofort und ohne Bedenken nach Ausbruch des braunen Regimes scheiden, um seine Karriere zu sichern, und hat seine Frau den nationalsozialistischen Mordgesellen preisgegeben. [...] Wir wollen Herrn Příhoda in Wien weder hören – noch sehen."
Geplante Konzerte wurden daraufhin annuliert, und obgleich der (tatsächlich haltlose) Vorwurf ein halbes Jahr später von der Wiener Presse widerrufen und Příhoda rehabilitiert wurde, sah sich der Geiger auch weiterhin so hartnäckigen Anfeindungen ausgesetzt, dass er sich erst ins italienische Rapallo zurückzog und schließlich 1948 die türkische Staatsbürgerschaft annahm. 1950 trat er eine Professur an der Wiener Musikhochschule an, 1956 kehrte er zu einem enthusiastisch gefeierten Konzert nach Prag zurück – doch Vaša Příhodas Karriere hat sich von dem politischen Makel nicht wieder erholt. Nach seinem Tod (am 26. Juli 1960 in Wien, kurz vor seinem 60. Geburtstag) bewahren nur seine Aufnahmen seinen Ruf und Rang: Er war einer der größten Geiger des 20. Jahrhunderts.