Håkon Øvreås: "Super-Matze"

Drama um das Huhn des Bürgermeisters

Håkon Øvreås: Super-Matze
Buchcover "Super-Matze" von Håkon Øvreås © Cover: Hanser Verlag / Hintergrund: Imago / Combo: Deutschlandfunk Kultur
Von Kim Kindermann |
Nach "Super-Bruno" kommt "Super-Matze": Eine komische Geschichte über das Berühmtwerden im norwegischen Nirgendwo. Krakelig, aber authentisch illustriert. Unsere Rezensentin ist begeistert.
Nachdem "Super-Bruno" für den diesjährigen Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert wurde, geht es jetzt mit "Super-Matze" genial weiter: Wieder sind Bruno und Laura mit dabei und wieder gilt es, großen und kleinen Problemen Herr zu werden. Klingt schwer nach Wiederholung, aber weit gefehlt. Håkon Øvreås hat es einfach drauf! Selten gelingt es einem Kinderbuchautor, den Sound der Kindheit so glaubhaft einzufangen wie diesem Norweger. Es stimmt einfach alles: Die Geschichte, die Protagonisten und die Sprache.
Wunderbar mit welcher Lakonie, leiser Komik und zugleich großer Selbstverständlichkeit hier über das Innenleben dieser drei Kinder geschrieben wird. Immer ist man glaubhaft an Matze, Bruno und Laura interessiert, verfolgt gebannt ihr "Übersichherauswachsen" und ihr Bestehen in einer Welt, in der Erwachsene vorgeben, es besser zu wissen.
Matze ist unsterblich verliebt in die geheimnisvolle Sandy. Sie ist neu im Ort, lebt in der alten Bäckerei und ihre Mutter ist super berühmt – zumindest behauptet Sandy das. Und weil Matze alles glaubt, was das Mädchen mit den schwarzen Haaren sagt, will er auch berühmt werden und in die Zeitung kommen. Aber wie wird man eigentlich berühmt in einem norwegischen Städtchen, wo das Aufregendste ist, dass der Bürgermeister auf einer Landesausstellung eine Gold-Medaille mit seinem Huhn gewinnt und der eigene Vater mit seiner Band "Die sauren Gurken" von einer Karriere als Rockstar träumt und, um besser proben zu können, den Stall mit Eierkarton ausschlägt?

Krakelig, aber authentisch

Man muss das preisgekrönte Huhn des Bürgermeisters stehlen, um es anschließend selbst zu retten! Eine genial wie einfache Idee. Dumm nur, dass Matze aufgrund der nächtlichen Klau-Nummer (verkleidet als Schwarzke im Superman-Kostüm) krank wird und das von ihm entführte Huhn dann wirklich noch geklaut wird. Gut, dass Laura und Bruno helfen. Gemeinsam fängt das einfallsreiche Trio den Dieb schließlich und Laura schafft es in die Zeitung - und Matze? Der muss lernen, dass Sandy eigentlich Merete heißt, dass berühmt zu sein, nicht das wichtigste im Leben ist und dass Erwachsene auch nicht immer genau wissen, wie ein gutes Leben gelingt.
Eine großartige Geschichte, die mindestens genauso großartig illustriert ist. Die kindlich wirkenden Bleistiftzeichnungen von Øyvind Torseter sind comicartig reduziert auf wenige Striche und drücken dennoch perfekt die Emotionen der Beteiligten aus; erzählen von ihren Sorgen, Nöte und Hoffnungen. Schön im klassischen Sinne sind diese krakelig wirkenden Bilder nicht und wirken gerade deshalb umso authentischer.
Da ist die Matzes Mutter, traurig-depressiv an den Rollstuhl gefesselt oder der kahlgeschoren Vater, der mit seinen Hippieklamotten, merkwürdig aus der Zeit gefallen scheint. Und dazwischen Matze, Bruno und Laura, mit ihren große Augen und kleinen strichartigen Mündern. Die Zeichnungen erinnern oft an Bücher wie "Gregs Tagebuch" oder "Lotta Leben" und sind doch anders als diese teilweise nachkoloriert. Herausgekommen sind so glänzend verfremdete Bilder vor realistischem Hintergrund. Und das kommt an – vor allem auch bei Jungen. Dabei ist das alles andere als eine Jungen-Reihe. Doch das wird Band drei schon richten: Wenn Super-Laura uns mitnimmt in ihre Welt!

Håkon Øvreås: Super-Matze
Mit Illustrationen von Øyvind Torseter, übersetzt von Angelika Kutsch
Hanser, München 2017
200 Seiten, 12 Euro

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