"Politik ist manchmal öde"
Sie war die erste Ministerpräsidentin Deutschlands und ist auch heute eine der bekanntesten Politikerinnen: Heide Simonis. "Im Gespräch" erzählt sie von ihrem erzwungenen Abschied von der Macht und ihrem Umgang mit der Parkinsonschen Krankheit.
Wenn Heide Simonis heute ein junge Frau von Mitte, Ende 20 wäre, dann würde sie "natürlich" wieder in die SPD eintreten. Sie könne aber auch die jungen Leute verstehen, die sagen: "Mein Gott, ist das öde".
"Denn es ist manchmal öde. Da sitzen Sie da und diskutieren Satzungen und Sachen, die schon alle entschieden sind."
Von 1993 bis 2005 war Heide Simonis Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein, die erste Frau in Deutschland, die an der Spitze einer Landesregierung stand. Ihre Amtszeit endete mit einem Eklat: Viermal erzielte sie im Kieler Landtag nicht die erforderliche Mehrheit der Stimmen, schließlich gab Heide Simonis ihre Kandidatur auf.
Um die Verhältnisse zu ändern, braucht man Macht
Sie sei zur Politik gekommen, weil sie und ihr Mann Ende der 60er-Jahre in dem Entwicklungsland Sambia lebten.
"Und wenn Sie da nicht anfangen nachzudenken über die Welt als solche, dann haben Sie ein Herz aus Stein."
Oder man denke an die aktuelle Lage der Flüchtlinge: Wenn so etwas passiere, "was das Leben der Menschen so umwirbelt, und so viel Ungerechtigkeit hat und auch so viel Gemeinheit, dann – denke ich – tritt man von allein in eine Partei ein."
Um die Verhältnisse zu ändern, brauche man Macht, sagt sie.
"Das heißt, Sie brauchen Mehrheiten im Parlament. Wenn Sie die nicht haben, können Sie’s gleich lassen."
Macht brauche man, aber "anständig kontrolliert und durch ein lebhaftes Parlament begleitet".
Schwere Erkrankungen
Heide Simonis sprich auch offen über ihre Erkrankungen. Als Kind hatte sie schweres Asthma, als Ministerpräsidentin Brustkrebs, nun leidet sie an Parkinson. Denkt sie da nicht manchmal: Warum wieder ich?
"Ja, schluchzend in ein Taschentuch: Warum immer ich?! Aber dann sage ich mir: Warum nicht?"
Wenn man die Summe von Gutem und Schlechtem in ihrem Leben betrachten würde, resümiert Heide Simonis, dann käme man zu dem Ergebnis, dass sie noch wunderbar dran sei.