"Eine Handvoll weißer Schweden, die da in Stockholm hocken"
Der Autor Ilija Trojanow hat die Vergaberegeln des Literaturnobelpreises als intransparent kritisiert. Der Preis sei außerdem zu wenig international ausgerichtet. Von der Jury in Stockholm seien große Teile der Weltliteratur bisher nicht wahrgenommen worden.
Die Schwedische Akademie, die den Literaturnobelpreis vergibt, befindet sich derzeit in einer Krise, nachdem drei der ständigen 18 Mitglieder aus Protest gegen Fehlverhalten anderer Mitglieder zurückgetreten sind.
Angesichts dieser Vorfälle sieht der Schriftsteller und Herausgeber, Ilija Trojanow, die Zeit gekommen, die Vergaberegeln für den Literaturnobelpreis zu überdenken.
Im Deutschlandfunk Kultur sagte er: "Ich glaube, es würde auch im Sinne des Preisstifters sein, wenn dieser Preis endlich in irgendeiner Weise neu etabliert wird als etwas Universelles – als etwas, das tatsächlich die gesamte Menschheit zur Literatur führt", denn der "gute, alte Nobel" sei kein "kleingeistiger Waldschrat" gewesen, sondern habe einen internationalen und weltläufigen Horizont gehabt.
Nur ein Schwarzafrikaner, nur ein Inder
Die Schwedische Akademie - bestehend aus 18 Schwedinnen und Schweden - stehe für eine "sehr eingeengte und sehr spezifische Rezeption der Weltliteratur", meinte Trojanow: "Es hat in den, ich glaub', inzwischen 120 Jahren einen Schwarzafrikaner gegeben, es hat einen Inder gegeben und das kann man so fortführen. Riesige Literaturen sind überhaupt nicht wahrgenommen worden."
Trojanow bezeichnete die Stockholmer Jury mit ihren vielen Geheimnisse, die es stets um Vergabe des Literaturnobelpreises gegeben habe, als "fast so etwas wie die Freimaurer in der Literatur". Er wünsche sich "eine internationale Jury" und nicht, dass "eine Handvoll weißer Schweden, die da in Stockholm hocken, einen dermaßen einflussreichen Preis vergeben".
Offenheit, Transparenz und Universalität seien jetzt bei der Vergabe des Literaturnobelpreises sehr geboten.
(huc)