"Der Krieg war für mich etwas ganz Normales"
Imaani Brown wurde in den ersten Golfkrieg hineingeboren. In "Hallo Deutschland" beschreibt der iranisch-deutsche Comedian und Musikproduzent seine traumatisierende Kindheit - und die Folgen fehlender psychologischer Hilfe.
"Der Krieg war für mich etwas ganz Normales. Ich dachte, die ganze Welt ist so", beschreibt Imaani Brown im Deutschlandfunk Kultur seine Kindheit in Iran. Er wurde hineingeboren in den ersten Golfkrieg und sah Dinge, die ein Kind nicht sehen sollte. "So schrecklich wie dieser Ort damals war, es waren die Straßen, die ich kannte, meine Familie war da, ich wurde dort geboren, es war für mich Heimat, auch wenn es die Hölle auf Erden war."
In dem Buch "Hallo Deutschland. Auf der Suche nach Heimat" erzählt Imaani Brown von seiner Kindheit – und den Folgen. Sein gewalttätiger Vater schickte ihn mit sechs Jahren ganz allein nach Norwegen zu seinem Onkel. Als dieser seine Frau umbrachte, kam er ins Heim. In einer Gemeinde in Baden-Württemberg wurde die Familie später zusammengeführt.
Imaani Brown sorgt sich um traumatisierte Kinder im heutigen Deutschland
Imaani Brown war traumatisiert, verdrängte das jedoch lange. Er sprach mit niemandem über seine Erlebnisse. Psychologische Hilfe habe er damals nicht bekommen. Mit Blick auf die heutige Situation in Deutschland, macht ihm das Sorgen.
"Es kommen gerade Kinder aus dem Krieg. Ein Krieg, der absolut gegen die Genfer Konventionen verstößt - in Syrien. Abgehackte Köpfe liegen da auf der Straße rum und Kinder müssen sehen, wie ihre Mütter vergewaltigt werden oder gestorben sind, und diese Kinder laufen gerade in Deutschland herum. Das sind Zeitbomben, und wenn ihnen niemand hilft, so wie es bei mir war, ja, dann sehe ich wirklich schwarz."
Er selbst hatte mit 28 Jahren einen Zusammenbruch. Doch dann lernte er auf einer Reise in Bangkok Helen kennen, die keine Fragen stellte, für ihn da war und sein Leben komplett veränderte.
"Sie inspirierte mich in ihrer Art, wie sie alleine aus einem fernen Land einfach in Bangkok lebt und ihr Ding durchzieht", erzählt Imaani Brown. "Und ich dachte, schau mal, das ist eine Frau, die ist mutig, die ist alleine, warum kriegst du das nicht auf die Reihe. Helen war wirklich ein ganz wichtiger Punkt in meinem Leben – ist sie immer noch."
Als Stand-up-Comedian möchte er unangenehm sein
Heute ist Imaani Brown Musikproduzent und lebt in Berlin, arbeitet als DJ und Stand-up-Comedian – und nimmt da kein Blatt vor dem Mund.
"Ich bin ganz schnell in 'Quatsch Comedy' reingekommen, und da wollte man so diesen Kaya Yanar-Clown haben, der einfach das deutsche Publikum zum Lachen bringt. Ich habe mich dann ganz schnell dagegen gewehrt und habe gesagt, nee, weißt du was, es gibt genug Leute, die diese leichten Witze machen. Ich werde mal ein bisschen unangenehm sein, weil es auch meine Natur ist. Ich rede auch gerne über krasse Dinge, und es hat viel mit meiner Geschichte zu tun – und da tut es manchen schon weh, und manche fühlen sich da eben bestätigt."