Unruhen oder "Krieg gegen den DFB"?
Der Fan-Forscher Gunter Pilz sieht die Fan-Unruhen beim Rostock-Hertha-Pokalspiel nicht als Teil einer kalkulierten Eskalation durch Ultra-Gruppen. Er appelliert an die Fangruppen, sich Kompromissen in den Verhandlungen mit dem DFB zu öffnen. Und er sagt: Geht auch selbst gegen Gewalttäter in euren Reihen vor!
Es war rund für 70 Minuten ein friedliches DFB-Erstrunden-Spiel zwischen einem ambitionierten Drittliga-Verein und einem bemühten Bundesligisten: FC Hansa Rostock gegen Hertha BSC. Dann allerdings sorgten zunächst die Berliner Fans für eine Unterbrechung, weil sie Raketen in Richtung der Rostocker abfeuerten. Und dann setzten Hansa-Ultras Hertha-Banner und Sitze in Brand. Der Schiedsrichter musste dann die Partie erneut unterbrechen, und zwar für 18 Minuten. Ein neuer Krieg der Fans?
Nach Einschätzung des Fan-Forschers Gunter Pilz ist zwar die Stimmung innerhalb der Ultraszene stärker auf Konfrontation mit dem Deutschen Fußballbund DFB ausgerichtet, aber die Gewalt im Rostock-Hertha-Spiel sei nicht Teil dieser angekündigten Auseinandersetzung zwischen Fanaktivisten und Verband: "Wir werden, was verbale Verunglimpfungen anbelangt und Choreografien, eine neue Dimension erleben, aber was diese Gewaltexzesse nun anbelangt: Die haben nicht unbedingt etwas mit dem Krieg gegen den DFB zu tun."
Ultras befürchten Eventisierung des Fußballs
Es gebe zwei Hauptaspekte der aktuellen Auseinandersetzung zwischen den Fanaktivisten und dem DFB. Zum einen sähen die Ultras die Fußballkultur und die Fußballtradition in Gefahr durch eine Eventisierung des Fußballs und eine Kommerzialisierung. "Das zweite sind die die Kollektivstrafen, die ausgesprochen werden, wenn solche Ereignisse, wie gestern im Stadion passieren", so Pilz. Weil hier Polizei und Sicherheitskräfte nicht in der Lage seien, Einzeltäter zu identifizieren, träfen Strafen oft alle Fans und den Verein. Dagegen wehrten sich Ultras, so Pilz. Der Fanforscher plädiert hier allerdings dafür, dass auch die Ultras selbst das Gespräch suchen sollten, und dass die Fans aktiv vorgingen gegen Gewalttäter, die sich meist im Schutz der Reihen der Fans auf den Tribünen vermummten und nach den Gewaltaktionen wieder unter die anderen Fans mischen könnten.
Der DFB habe umgekehrt bereits angezeigt, dass man der weiteren unkontrollierten Steigerung der Transfersummen einen Riegel vorschieben müsse. Darum müssten hier auch die Ultras für Gespräche offen seien. Aber Pilz mahnte: "Es ist dabei auch wichtig, dass man, wenn man sich an einen Tisch setzt, nicht nur gegenseitig Argumente austauscht, sondern wirklich auch kompromissbereit ist." Oft würden viele Ultravereinigungen bei Gesprächen mit konkreten Erwartungen in Gespräche gehen und dabei keine Wege zu Kompromissen finden. "Ultras sind auch nicht so blöd, dass sie nicht wüssten: Man kann zwar gegen Kommerzialisierung sein, aber wenn man gleichzeitig Europaleague oder Championsleague spielen will, dann muss man auch ein Stück weit den Kommerz tolerieren, sonst funktioniert das nicht."
Der DFB habe umgekehrt bereits angezeigt, dass man der weiteren unkontrollierten Steigerung der Transfersummen einen Riegel vorschieben müsse. Darum müssten hier auch die Ultras für Gespräche offen seien. Aber Pilz mahnte: "Es ist dabei auch wichtig, dass man, wenn man sich an einen Tisch setzt, nicht nur gegenseitig Argumente austauscht, sondern wirklich auch kompromissbereit ist." Oft würden viele Ultravereinigungen bei Gesprächen mit konkreten Erwartungen in Gespräche gehen und dabei keine Wege zu Kompromissen finden. "Ultras sind auch nicht so blöd, dass sie nicht wüssten: Man kann zwar gegen Kommerzialisierung sein, aber wenn man gleichzeitig Europaleague oder Championsleague spielen will, dann muss man auch ein Stück weit den Kommerz tolerieren, sonst funktioniert das nicht."
Klare Kritik am Vorgehen der Polizei
Deutliche Kritik übte der Fanforscher allerdings auch am Einsatz der Polizei während Rostock-Hertha-Spiels. Hier hätten Polizisten in Zweierreihen zugesehen, wie in dem ohnehin abgesperrten Block einzelne Fans hätten zündeln können. Hier müssten klare Strategien her zum Handeln und zum Umgang mit solchen Situationen, erklärte Pilz. "1700 Polizisten, eine Unmenge von Ordnungsdiensten waren da, da hätte es doch möglich sein müssen, wenn man solch ein Spiel als Hochrisikospiel einstuft, zu verhindern, dass in diesen bewusst frei gehaltenen Block auch nur einer eindringt."