James Brown: In 30 Städten um die Welt: New York, Berlin, Tokio – eine Reise zu den schönsten Metropolen
Mit Texten von Lily Murray
Aus dem Englischen von Leena Flegler
Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2018
64 Seiten, 22 Euro
Illustrierte Weltreise im Retrostil
Von New York bis Tokio: Der britische Illustrator James Brown nimmt die Leser mit "In 30 Städten um die Welt" auf eine Reise in stimmungsvollen Bildern. Jede Metropole wird auf einer fast plakatgroßen Doppelseite gefeiert – zum Rausreißen schön, urteilt unsere Rezensentin.
Über der Szenerie hängt ein Hauch von Kurkuma, Kardamom und Curry. Tatsächlich leuchten alle Sehenswürdigkeiten und Charakteristika der Stadt in den kräftigen Farben indischer Gewürze: das Rote Fort sowieso, aber eben auch die Fahrräder und Rikschas, die Gemüsekarren und Busse zeigen sich in Ocker-, Erd- und Rottönen. Allein die Heilige Kuh sticht – ganz in weiß – heraus aus dem bunten Treiben.
Mit einem einzigen Bild zeigt der britische Illustrator James Brown, wie für ihn der Inbegriff Delhis aussieht. Eine Straßenszene mit Menschen, Tieren und Fahrzeugen in den typischen Landesfarben – plakativ arrangiert und mit einer klaren Formensprache im Retrolook. Gegenstände und Lebewesen, Straßen und Architekturen sind wie zweidimensional dargestellt, mit einer deutlichen Linienführung und geometrischen Grafik. Ganz einfach und doch hinreißend schön!
Stimmung, Wahrzeichen und Spezialitäten
30 Städte weltweit hat sich James Brown vorgenommen für sein neues Bilderbuch, das eine "Reise zu den schönsten Metropolen" unternimmt. Der in London lebende Illustrator zeigt neben seiner Heimatstadt beispielsweise Amsterdam, Berlin, Lissabon, Sankt Petersburg, Schanghai oder Tokio; jeweils mit – nur – einer annähernd plakatgroßen Zeichnung über eine Doppelseite hinweg.
Es ist beeindruckend, wie Brown Stimmung, Wahrzeichen und Spezialitäten der Städte einzufangen versteht. Es sind die typischen Farben und Formen, die er wie Elemente eines Steckbriefes einsetzt. Kairo etwa zeigt er als magische Silhouette an einem tiefblauen Nil vor einer gelb aufragenden Pyramide. Tokio wird von einem im Kirschblütenmeer ruhenden Buddha symbolisiert, mit dem schneebedeckten Fuji im Hintergrund und einer roten Sonne am Horizont. London inszeniert der Zeichner unter anderem mit Big Ben, Doppeldecker-Bus, Tower Bridge und Dauerregen; weiße Linien auf blauem Hintergrund.
Zitate berühmter Laudatoren
Ganz ohne Text kommt der Städteporträtierer allerdings nicht aus. Wie zur Einstimmung platziert Brown auf jeder Zeichnung mittig ein Zitat. Le Corbusier dient ihm als Laudator New Yorks, Napoleon und James Joyce feiern Istanbul beziehungsweise Dublin. Außerdem wird jede Illustration von einem fortlaufenden Text umrahmt mit wichtigen Informationen wie Einwohnerzahlen oder den Daten zur Stadtgründung. Der Text stammt von Lily Murray. Sie hat zudem kurze Absätze geschrieben, die Brown als besonderes Highlight direkt mit seinen Wahrzeichen verwoben hat. Auf Brückenpfeilern, Säulen und Architekturen appliziert, erzählen sie mit wenigen Worten Stadtgeschichte und diverse Kuriosa.
So liest man etwa über die Teilung Berlins, die Hofreitschule Wiens oder die Prager Rathausuhr genauso wie über den Pariser Baguette-Grand Prix, die engste Gasse Venedigs (53cm) oder die 15.000 Fahrradleichen, die jährlich aus den Amsterdamer Grachten gefischt werden.
Fehlt etwas? Natürlich, vieles. Als Reiseführer dienen die im Retrostil gehaltenen Illustrationen sicher nicht. Aber sie sind zum Rausreißen schön, setzen Wesentliches originell in Szene, und Fernweh wecken sie allemal!