Die Moral produziert viele Lügen
Der US-Autor Philip Roth ist gestorben. Jens Jessen, Feuilletonredakteur der "Zeit", spricht über die Funktion der Moral in Roths Werken.
Zum Tod von Philip Roth haben wir viele Stimmen gesammelt. Viele davon betonen Religion und Sex als Roths großes Thema. Jens Jessen, Redakteur im Feuilleton der Wochenzeitung "Die Zeit", weicht von seinen Kollegen etwas ab: Roth habe viel Aufwand getrieben, um zu zeigen, dass die Berufung auf Moral viele Lügen produziere, sagte Jessen in "Studio 9 - Der Tag mit..." über den Autor.
Am eindrucksvollsten zeige das der Roman "Ein amerikanisches Idyll", in dem eine unbedarfte Hauptfigur versucht, ihr privates Idyll zu verteidigen. Dieses sei aber in Wahrheit "schon immer verdorben" gewesen:
"Von dort aus führt auch ein relativ direkter Weg zu seiner impliziten und später auch in dem letzten Interview über Trump expliziten Kritik. Denn Trump ist ja auch so jemand, der unter Berufung auf ein vielleicht mal in der Vergangenheit vorhandenes amerikanisches Idyll allerlei rabiate und aggressive Politiken entwickelt."
Die ganze Sendung mit Jens Jessen hören Sie hier: