"Ich habe es kaum verkraften können"
Als sie auf Reisen dem Elend anderer Menschen begegneten, beschlossen der Arzt Kim Hartzner und sein Vater die Hilfsorganisation "Mission East" zu gründen. Die Not und Verzweifelung, die er gesehen hat, lassen ihn bis heute nicht los.
Kim Hartzner liebt es, Ordnung im Chaos zu schaffen. Schon als Student der Medizin hat der dänische Arzt am liebsten in der Notfallstation gearbeitet, heute geht er dieser Fähigkeit als Leiter der Hilfsorganisation "Mission East" nach. Die Medizin hat der heute 58-Jährige für diese Arbeit an den Nagel gehängt.
"Ich war auf dem Weg Herzchirurg zu werden und hatte, glaube ich, eine sehr gute Karriere vor mir. Ich habe in New York an einem großen Krankenhaus gearbeitet, ich hatte Erfahrung aus Schweden und habe viel im Ausland gearbeitet. Dann kam der Mauerfall und die Möglichkeit, den Leuten im Osten zu helfen. Für mich war es, ehrlich gesagt, jahrelang fast ein Hobby, aber dann wurde das Hobby immer ernster und ernster. Nach zwei Jahren habe beschlossen, dass ich mich für einen Weg entscheiden muss: Ich kann nicht Herzchirurg und Mission-East-Leiter werden. Da habe ich mich für Mission East entschieden und es, würde ich sagen, nicht bereut."
Nothilfe in Krisen- und Kriegsgebieten
Die Organisation "Mission East", die Kim Hartzner leitet, leistet mit rund 300 Mitarbeitern weltweit Nothilfe in Krisen- und Kriegsgebieten des Nahen und Mittleren Ostens, aber auch in entlegenen Gebieten Nepals oder in Nordkorea. Neben medizinischer Versorgung, Kleidung, Nahrung und Hygieneartikeln sei es für die Opfer von Terror, Gewalt und Vertreibung wie den Jesiden im Nordirak oder den Menschen in Syrien vor allem wichtig, psychosoziale Hilfe zu erhalten.
"Wir haben Kinderzentren und Zentren für Jugendliche, wo die Kinder und Jugendlichen Hilfe bekommen, um irgendwie mit ihrem Leben weiterzukommen. Wir haben örtliche Studenten, die dort arbeiten. Sie werden von hochbegabten Psychologen und Spezialisten aus dem Ausland trainiert, sich mit diesen Kindern zu beschäftigen, und da tauchen natürlich immer diese Ereignisse auf, die sie erlebt haben."
"Stolz bin ich nicht, aber froh"
Die 1991 in Dänemark gegründete Nothilfe- und Entwicklungsorganisation unterhält inzwischen auch in Berlin ein Büro. Der deutschen Sprache und Kultur fühlt sich Kim Hartzner besonders verbunden, denn seine Großmutter ist aus Deutschland nach Dänemark eingewandert. Der Vater von vier Söhnen ist schon als Kind viel gereist und spricht 14 Sprachen. Im Angesicht der Not und des Elends im Irak oder in Nordkorea ist der christliche Glaube für Kim Hartzner eine Quelle der Inspiration. Ob er stolz auf das sei, was er leiste?
"Stolz bin ich nicht, aber froh. Ich glaube, einen Unterschied zu machen, ist wohl immer etwas sehr Befriedigendes. Ich hätte wahrscheinlich ein guter Herzchirurg werden können. Würde es mir die Freude geben so wie heute? Vielleicht nicht. Vielleicht ja, aber vielleicht nicht. Und ich glaube, wenn ich die Augen dieser Kinder sehe vor Ort, die Jesidenmädchen, die behinderten Kinder in Armenien, die Geflüchteten im nördlichen Irak – da glaube ich, da habe ich meinen Lohn."