Wenn es Wohnungen gibt, fehlen oft die Kitas
In Berlin wird gebaut, was das Zeug hält. Aber nicht immer wird auch die nötige Infrastruktur miterstellt. Für viele Eltern wird der Kitaplatz zum Riesenproblem. Die Politik sucht nach Lösungen. Sogar von Enteignung ist die Rede.
Junge Leute stehen im Berliner Bezirk vor einem Gartenzaun. Sie warten geduldig. Eine Schlange, um in den angesagten Club zu kommen? Nein, nicht am hellichten Tag! Anstehen für eine Wohnungsbesichtigung? Auch nicht! Hinter dem Zaun befindet sich die Kita "Kinderland" des Betreibers BIK e.V. Sie hat für den Vormittag zum Anmeldegespräch für interessierte Eltern eingeladen. Das ist der Grund für die Menschenansammlung.
Mit Andrang wird gerechnet
Kita-Leiterin Teresa Coordes hatte wohl mit dem Andrang gerechnet und gleich den größten Raum in der ersten Etage vorbereitet: Coordes sagt:
"Diese Kita hier ist ziemlich groß. Sie hat 220 Plätze. Wir laufen mit sechs Jahrgängen. Und der jüngste Jahrgang sind unsere unter einjährigen Kinder."
Die Wartelisten sind übervoll. Dabei hört sich 220 Kinder erstmal viel an. Doch 2018 hat die Kita von Coordes nur 30 Plätze zu vergeben. Die Hälfte davon ist allerdings bereits für Geschwisterkinder reserviert. Bleiben also 15 Plätze übrig. Die Eltern wissen, was das bedeutet. Am Ende wird das Los über die wenigen Plätze entscheiden.
Wie in der Kita "Kinderland" sieht es fast in ganz Berlin aus. Überall werden neue Wohnungen gebaut. Familien kommen mit Kindern. Sie pochen zu Recht auf einen Kitaplatz, auf wohnortnahe Schulen, auf Freizeit- und Familienzentren, sagt Stadtbezirksbürgermeisterin Monika Herrmann. Herrmann sagt:
"Ich habe wieder Eltern bei mir, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind, weil sie keinen Kita-Platz finden. Das heißt, wir müssen tatsächlich auch bauen. Und da haben wir das große Problem: Wenn man sich Friedrichshain-Kreuzberg anschaut, ist der Bezirk eigentlich schon fast komplett zugebaut."
Es fehlt an Grundstücken
Auch im Nachbarbezirk Treptow-Köpenick ist die Not groß: 1.600 Kitaplätze fehlen dort. Grundstücke, die für den Bau von Betreuungseinrichtungen geeignet wären, hat der Stadtbezirk nicht. Aber er hat eine sogenannte Sicherstellungspflicht, sprich: Er muss Kita-Plätze organisieren. Wie das gehen soll? Stadtrat Gernot Klemm (Die Linke) hat nur eine Antwort:
"Das geht entweder über die Verantwortung aller Beteiligten, oder wir müssen über Enteignung reden. Und über Enteignung traut sich in diesem Land kaum jemand zu reden. Ich wäre dazu bereit."