Nacktbilder sind ein "absolutes No-Go"
Ob nackt in der Badewanne oder von oben bis unten mit Brei bekleckert – viele Eltern veröffentlichen ohne Bedenken Fotos von ihren Kindern in sozialen Netzwerken. Für Bloggerin Henriette Zwick geht das zu weit.
Auf Facebook, Instagram oder über WhatsApp: Eltern posten Bilder von ihren Kindern in allen möglichen Situationen in sozialen Netzwerken. Auf den ersten Blick mag das lustig erscheinen, damit werden aber die Persönlichkeitsrechte der Kinder verletzt, warnt das Kinderhilfswerk und startet heute eine Kampagne, um Väter und Mütter zu sensibilisieren.
Henriette Zwick zeigt auf ihrem Blog "Super Mom" auch Bilder von ihren drei Kindern. Die Kampagne finde sie "großartig", sagte Zwick im Deutschlandfunk Kultur. Zum ersten Mal gehe es nicht um die pauschale Forderung: "Kinderfotos raus aus dem Netz!" Das Kinderhilfswerk gebe wichtige Empfehlung zu einem verantwortungsvollen Umgang.
Die Forderung, Kinder nicht mit dem Gesicht zu zeigen – das gehe ihr aber zu weit. Denn auch auf der Straße könne man ein Gesicht erkennen, so das Argument der Bloggerin. Letztendlich müsse das aber jede Mutter und jeder Vater für sich entscheiden. Fotos von nackten Kindern oder das sogenannte Töpfchen-Training – das müsse nun aber wirklich nicht sein, sagte Zwick.
Eine allgemein gültige Grenze für das festzulegen, was erlaubt sei und was nicht, sei aber sehr schwierig. Schließlich gebe es unterschiedliche Auffassungen von dem, was als peinlich gewertet werde. Nacktbilder aber seien ein "absolutes No-Go". Auch Bikini-Bilder von Kindern seien befremdlich. Bei der Entscheidung helfe es ihr persönlich immer, sich vorzustellen, dass die von ihr geposteten Bilder als Plakate in Berlin hingen. Außerdem könne man die Kinder schon frühzeitig einbeziehen, so Zwick weiter. Wenn Kinder keine Lust zu einem Foto hätten, dann müsse man das respektieren.
Kinderhilfswerk startet Kampagne
Das Deutsche Kinderhilfswerk will die Persönlichkeitsrechte von Kindern stärken und beklagt ein mangelndes Problembewusstsein. Am Donnerstag startete die Organisation eine Kampagne zum Schutz von Kindern im Netz. Damit wolle man Eltern für das Thema sensibilisieren, sagte der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes, Thomas Krüger. Viele würden "anscheinend unüberlegt Fotos von Kindern über soziale Netzwerke" verbreiten.
Auf ihrer Internetseite gibt das Kinderhilfswerk "Sechs Tipps für den Umgang mit Kinderfotos". Unter anderem wird Eltern empfohlen, die Kinder einzubeziehen, die Privatsphäre-Einstellung bei den sozialen Netzwerken zu prüfen oder auch zu überlegen, ob das Gesicht des Kindes unbedingt klar erkennbar sein müsse.
Kinder sollen selbst bestimmen
Der Cyberkriminologe Thomas-Gabriel Rüdiger rät unterdessen dazu, gänzlich auf die Veröffentlichung von Kinderfotos in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Instagram zu verzichten. "Auch bei harmlos wirkenden Fotos können die Bilder Informationen enthalten, die die Kinder verletzbar machen und sie einer Gefahr aussetzen", sagte Rüdiger dem Evangelischen Pressedienst. Kinder sollten selbst über eine Veröffentlichung entscheiden können, forderte der Experte. Sollten sie das noch nicht können, sollten auch keine Bilder von ihnen veröffentlicht werden.