Der Vertrag von Brest-Litowsk
Im Frühjahr 1918 schlossen Russland und die Ukraine einerseits und die vier Mittelmächte Deutschland, Österreich-Ungarn, die Türkei und Bulgarien andererseits den Frieden von Brest-Litowsk. Doch nur wenige Monate später, im November 1918, wurde er für ungültig erklärt. Warum?
Warum 1918/19 nicht die Grundlagen für einen dauerhaften europäischen Frieden gelegt wurden, dieser Frage geht Hans von Trotha im zweiten Teil seines Feature-Doppels nach.
Auszug:
Lenins Bolschewiki hatten ihrer Bevölkerung Frieden versprochen. Der war am Verhandlungstisch aber nicht erreichbar ohne harte Zugeständnisse an Deutschland und die Mittelmächte. Lenin setzte daher auf eine Verzögerungsstrategie – in der Hoffnung auf Revolutionen in Europa, die die Friedensverhandlungen überflüssig machen würden. Das war Lenins Kalkül: Zeit gewinnen, damit sich in Berlin und Wien die revolutionären Kräfte sammeln können. In Brest-Litowsk sollte Trotzki dieses Spiel spielen.
Der deutsche Delegationschef Richard von Kühlmann durchschaute Lenins und Trotzkis Verzögerungstaktik. Kühlmann:
"Die Bolschewiken hatten sich von Anfang an der Illusion hingegeben, es werde ihnen gelingen, durch Propaganda in Deutschland und hinhaltendes Verhalten in Brest eine deutsche, linksgerichtete Stimmung zu entfachen, die der deutschen Delegation in Brest in der Heimat das Wasser abgraben und sie sozusagen vom Rücken her aufrollen sollte. Trotzkis einziger Wunsch war, ich sollte in Brest-Litowsk diktatorisch auftreten, mit der Faust auf den Tisch schlagen und auf die Kriegskarte hinweisen. Ich tat ihm den Gefallen nicht, denn das hätte ihm gefährliche Waffen geliefert, um mir im Rücken in Deutschland die Linksparteien auf den Hals zu hetzen."
Die beiden Lager belauerten sich, aber auch innerhalb der Lager herrschte Uneinigkeit. So verfolgte Kühlmann einen moderateren Kurs als die Oberste Heeresleitung und die Ukrainer verhandelten hinter dem Rücken der Russen mit Deutschland und Österreich-Ungarn.
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