1. (9) Monika Geier: Alles so hell da vorn
Aridne im Argumentverlag
416 Seiten 13 Euro
Buchcover vor dem Hintergrund eines Bordellzimmers© Buchcover Argument Verlag, dpa
Rheinland-Pfalz. Manga, verlorene 18, Prostituierte seit sie denken kann, erschießt einen Freier in Polizeiuniform. Halbtags-Kriminalkommmissarin Boll nimmt SoKos oder Vorgesetzte nur am Rande wahr, aber das, was wichtig ist. Rätselhaft, sehr straight, irre gut. Geier ist Spitze.
Afghanistan. Zug 3, dänische Infanterie, in Friedensmission. Der Zugführer verrät sie, die Krieger schalten in Rachemodus. Und stolpern in alle Fallen: die der Taliban, die der Entmenschlichung. In fettloser Prosa, mit genauer Lagekenntnis, reißt Jensen uns in einen Malstrom aus Krieg und Kriegsverbrechen.
Cover: "Der erste Stein" von Carsten Jensen, im Hintergrund: Eine Straße in der afghanischen Hauptstadt Kabul nach einem Anschlag© Knaus / dpa/picture-alliance/Rahmat Gul
3. (-) Don Winslow: Corruption
Aus dem Englischen von Chris Hirte
Droemer, 542 Seiten, 22,99 Euro
Cover: "Corruption" von Don Winslow, im Hintergrund: Die Skyline von New York, wo der Thriller spielt.© Droemer / imago stock&people
Manhattan 2016. Denny Malone ist der King. Chef der Task Force. Ein Dealer: Allen steckt er was zu, dem Captain, dem Anwalt, der Familie. Ein Sozialamt, dieser Denny. Das FBI will auch was: ihn. Erpresst ihn, macht ihn zur "Ratte". Kurzsatz-Winslow: Alles korrupt, geschnappt werden nur die Kleinen.
Buchcover von "Auf der Jagd" von Tom Bouman, im Hintergrund ein Feld in Pennsylvania© Verlag Ars Vivendi / imago / Deutschlandradio
Wild Thyme, Pennsylvania. Henry Farrell war Soldat, jetzt ist er Hinterwald-Polizist. Wer hier im Land der Abgehängten noch an sich glaubt, verpachtet nicht an die Fracking-Industrie. Zwei Leichen tauchen auf, Männer prügeln sich, Reste von Stolz. Rural Noir nennt es Bouman, ein neuer rauer Ton.
5. (7) Adrian McKinty: Rain Dogs
Aus dem Englischen von Peter Torberg
Suhrkamp, 404 Seiten, 14,95 Euro
Buchcover vor dem Hintergrund einer Straßenszene© Buchcover Suhrkamp, dpa
Carrickfergus 1987. Unmöglich, dass ein Bulle zweimal mit einem "Locked-Room-Mystery" konfrontiert wird. Sean Duffy passiert’s. Tot: Eine Journalistin, die über finnische Mobiltelefonie-Investoren recherchierte, aber Übleres als herkömmliche Profitgier fand. Duffy zum Fünften, unzerstörbar.
6. (3) Candice Fox: Fall
Aus dem Englischen von Anke Caroline Burger
Suhrkamp, 474 Seiten, 15,95 Euro
Candice Fox: Fall © picture alliance / dpa / Thorsten Blackwood; Suhrkamp
Sydney. In den Parks werden Joggerinnen kaputtgeschlagen. Toppolizistin Eden, Opfer und Killerin, ermittelt. Besonders gegen die, die ihre Herkunft aufdecken wollen. Einer davon ist Frank, ihr Partner. Die Welt, wie Candice Fox sie sieht: Jeder kann Opfer, jeder kann Serienmörder werden.
7. (-) Jess Kidd: Der Freund der Toten
Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
DuMont, 384 Seiten, 20 Euro
Cover: "Der Freund der Toten" von Jess Kidd, im Hintergrund das Dorf Cill Realig an der irischen Westküste.© DuMont / picture alliance / dpa / Gambarini Mauricio
"Mulderrig". Westirisches Schauer-, Fantasy-, Detection-Sommermärchen um eine ungebärdige Kindmutter und ihren heimgekehrten Sohn, der, assistiert von den Dorftoten und vier ungebärdigen Frauen, den Mord an ihr aufklärt. Punktsieg des Heidentums über die Katholische Kirche. Gewagt, gewonnen.
8. (-) Paula Hawkins: Into the Water -Traue keinem. Auch nicht dir selbst
Aus dem Englischen von Christoph Göhler
Blanvalte, 480 Seiten, 14,99 Euro
Cover: "Into the Water" von Paula Hawkins, im Hintergrund: eine Frau, die auf einem Hocker sitzt.© blanvalet / imago / Westend61
"Beckford". Fotografin Nel kam, um herauszufinden, was mit dem "Drowning Pot" los ist, in dem so viele Frauen versunken sind. Nun ist sie tot. Elf Erzählerstimmen eruieren, sinnieren, ermitteln. Oft unzuverlässig. In Beckford, wo alte Männer sich an die Macht klammern, hütet jeder ein Geheimnis.
9. (-) Zoë Beck: Die Lieferantin
Suhrkamp, 326 Seiten, 14,95 Euro
Cover: "Die Lieferantin" von Zoë Beck, im Hintergrund: ein Drogenabhängiger spritzt sich eine Dosis.© Suhrkamp / imago/Mavericks
London, Edinburgh, nahe Zukunft. Die Regierung will den Druxit, Null Toleranz für Drogen. Die Lieferantin ist dagegen. Sie versendet Stoff wie aus der Apotheke, geschickt per Drohne. Doch der saubere Schuss für autonome Menschen stört das althergebrachte Machtgefüge. Und schon wird die Lieferantin gejagt.
Cover: "Hard Revolution" von George Pelecanos, im Hintergrund: 5. Mai 1968 in der sogenannten "Resurrection City", einer Zeltstadt in Washington DC, die von der Initiative "Poor People’s Campaign" - u. a. geleitet von Martin Luther King - errichtet wurde.© ars vivendi / imago / ZUMA / Keystone
Washington, D.C. 1968. Als Kinder spielten sie in den Armenvierteln DCs, Rasse hatte kaum Bedeutung. Sie schwärmten für Autos, Musik, Freiheit. Mit dem Krieg wurden sie groß. Jetzt jagt der schwarze Polizist Derek Strange den Mörder seines Bruders. Fein gezeichnetes Sozialpanorama einer rebellischen Zeit.
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und dem Deutschlandradio Kultur von einer Jury aus Kritikern erstellt.
Es sind 19 Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten. Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten. Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Das ist die Jury der Krimibestenliste
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, Hamburger Abendblatt
Andreas Ammer, Druckfrisch, BR
Gunter Blank, Sonntagszeitung
Thekla Dannenberg, Perlentaucher
Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung
Jutta Günther, Nordwestradio
Sonja Hartl, Zeilenkino, Polar Noir
Hannes Hintermeier, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Peter Körte, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Elmar Krekeler, Die Welt
Kolja Mensing, Deutschlandfunk Kultur
Marcus Müntefering, Spiegel Online, Krimi-Welt
Ulrich Noller, Deutsche Welle, WDR
Frank Rumpel, SWR
Margarete von Schwarzkopf, Literaturkritikerin
Ingeborg Sperl, Der Standard
Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau
Jochen Vogt, NRZ, WAZ