1. (3) Oliver Bottini: Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens
DuMont, 414 Seiten, 22 Euro
Oliver Bottini: "Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens"© DuMont / dpa / Reinhard Kaufhold
Rumänien, Mecklenburg. Globale Agrarkonzerne greifen nach Land. In "Prenzlin" und in Westrumänien. Beschiss, Bestechung, Mord allerorten. Im Strudel: zersprengte Familien, schuldig gewordene Polizisten, Männer mit Traumata. Europa heute: kein stiller Winkel ohne Tote. Episch und stark.
Hier unsere Besprechung des Buches
2. (3) Jan Costin Wagner: Sakari lernt, durch Wände zu gehen
Galiani, 236 Seiten, 20 Euro
Jan Costin Wagner: "Sakari lernt, durch Wände zu gehen"© Galiani / dpa / Wolfram Kastl
Turku. Kimmo Joentaa ist ein "Polizist, der keine Polizistenfragen stellt". In ihm: kondensierte Trauer, um Verirrte, untröstliche Opfer. Sakari ist nackt mit einem Messer. Er glaubt, er sei ein Engel und wird von Polizist Petri erschossen. Ein Haus brennt. Kinder sterben. Nichts wird besser, aber anders.
Hier unsere Besprechung des Buches.
3. (2) John le Carré: Das Vermächtnis der Spione
Aus dem Englischen von Peter Torber
Ullstein, 320 Seiten, 24 Euro
John Le Carre: "Das Vermächtnis der Spione"© Imago / blickwinkel / Ullstein
Europa. Die Kinder der Agenten erheben Anklage. Hektische Vernehmungen, Vertuschungen bei MI 6. Peter Guillam gibt preis: die Vorgeschichte zum Spion, der aus der Kälte kam. Wie eine junge Frau und andere im Kalten Krieg verheizt wurden. Für höhere Zwecke? Altmeister John le Carré als Dekonstrukteur. Brillant.
4. (6) Iori Fujiwara: Der Sonnenschirm des Terroristen
Aus dem Japanischen von Katja Busson
Cass, 352 Seiten, 19,95 Euro
Iori Fujiwara: Der Sonnenschirm des Terroristen (Cass Verlag) © Cass Verlag / Elti Meshau on Unsplash / Montage: Deutschlandradio
Tokio 1971, 1993. Seit zwei Jahrzehnten lebt Shimamura, ein gesuchter Terrorist, im Untergrund. Als eine Bombe im Zentralpark von Shinjuku zehn Passanten zerfetzt, darunter seine frühere Geliebte, taucht er auf. Sucht Mörder, kooperiert mit Yakuza, findet Mann mit Sonnenschirm. Fulminante Entdeckung.
5. (5) Tom Franklin: Smonk
Aus dem Englischen von Nikolaus Stingl
Pulp Master, 310 Seiten, 14,80 Euro
Tom Franklin: "Smonk"© Pulp Master / Imago / chromorange
Old Texas, Alabama 1911. E.O. Smonk: Beischläfer, Killer, Zwerg und multimorbid, stellt sich der Anklage. Nietet alle männlichen Zuschauer um. Old Texas wird Stadt der Witwen. Evavangeline, 15, Hure, mordet mit und ohne Tequila. Rough South bizarr: Religion und Tollwut werden eins.
6. (-) Daniel Suarez: BIOS
Aus dem Englischen von Cornelia Holfelder - von der Tann
Rororo, 542 Seiten, 12,99 Euro
Daniel Suarez: "Bios" © Rororo, dpa
Singapur, Myanmar, Thailand 2045. Biosynthese und Gendesign triumphieren, Genom ist Handelsware. Ken Durand jagt organisierte Bio-Kriminelle, bis er selbst in den skrupellosesten transferiert wird. Apokalypse aus der Pipette: Ken muss den fassen, den er darstellt, bevor Interpol ihn erwischt.
Hier ein DLFKultur- Gespräch mit Daniel Suarez
7. (-) Volker Heise: Außer Kontrolle
Rowohlt Berlin, 240 Seiten, 20 Euro
Volker Heise: "Außer Kontrolle"© Rowohlt, picture-alliance / dpa / Paul Zinken
Berlin. Die Stadt als Wille, Vorstellung und Kollaps. Alles muss gut werden mit dem Jungen und dem Mädchen. Alle kollabieren: der Sternekoch, seine Fische, der alte und der junge Polizist, der Ehebrecher, der Notarzt. Rau instrumentiert, in Moll komponiert: Heises Spätsommernachts-Metropolen-Sound.
8. (4) Norbert Horst: Kaltes Land
Goldmann, 400 Seiten, 9,99 Euro
Norbert Horst: Kaltes Land (Goldmann) © Goldmann Verlag / Samuel Zeller on Unsplash / Montage: Deutschlandradio
Dortmund. Ein Fingerprint auf dem Bodypack aus dem Darm eines toten Nordafrikaners führt den unnachgiebigen Kommissar Steiger in Grauzonen des Umgangs mit jugendlichen Flüchtlingen. Stichworte: Kinderprostitution, Organhandel, Drogenschmuggel. Zum Heulen realitätsnah. Horst ist Hauptkommissar.
9. (9) Liza Cody: Krokodile und edle Ziele
Aus dem Englischen von Else Laudan
Ariadne im Argumentverlag, 430 Seiten, 20 Euro
Liza Cody: Krokodile und edle Ziele (Ariadne) © Ariadne Verlag / Samuel Scrimshaw on Unsplash / Montage: Deutschlandradio
London. Lady Bag hat Knastgenossin Kerrilla zugesagt, sich um Sohn Connor zu kümmern. Das halbherzige Versprechen ist der Beginn des grotesken, tragikomischen Kampfes einer obdachlosen Säuferin mit Windhund gegen Kindesmisshandlung, Tierquälerei, kleinbürgerliche Idioten, die Lieblosigkeit der Welt.
10. (8) Dave Zeltserman: Small Crimes
Aus dem Englischen von Angelika Müller und Michael Grimm
Pulp Master, 348 Seiten, 14,80 Euro
Dave Zeltserman: Small Crimes (Pulp Master) © Pulp Master / Randy Tarampi on Unsplash / Montage: Deutrschlandradio
"Bradley", Vermont. Als Ex-Polizist Joe vorzeitig aus dem Knast kommt, will ihn niemand sehen, weder seine Frau noch seine Töchter oder Eltern. Nur der korrupte Sheriff, ein Gangsterboss und dessen sadistischer Sohn wollen was: Geld, Geständnisse. Joes größter Feind: fundamentale Selbsttäuschung.
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Krimibestenliste wird im Auftrag der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und dem Deutschlandfunk Kultur von einer Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
Es sind 20 Spezialistinnen und Spzialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten. Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten. Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
Das ist die Jury der Krimibestenliste:
Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
Volker Albers, Hamburger Abendblatt
Andreas Ammer, Druckfrisch, BR
Gunter Blank, Rolling Stone
Thekla Dannenberg, Perlentaucher
Hanspeter Eggenberger, Tages-Anzeiger
Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung
Jutta Günther, Radio Bremen Zwei
Sonja Hartl, Zeilenkino
Hannes Hintermeier, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Peter Körte, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Elmar Krekeler, Die Welt
Kolja Mensing, Deutschlandfunk Kultur
Marcus Müntefering, Spiegel Online
Ulrich Noller, Deutsche Welle, WDR
Frank Rumpel, SWR
Margarete von Schwarzkopf, Literaturkritikerin
Ingeborg Sperl, Der Standard
Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau
Jochen Vogt, NRZ, WAZ