Länger leben?
Die meisten Menschen wollen möglichst alt werden, alt sein möchten sie nicht. Alter ist verbunden mit Gebrechen, Krankheiten, Einsamkeit. Bereits heute leben in Deutschland rund 10.000 Hundertjährige, im Jahr 2050 werden es Prognosen zufolge 115.000 sein. Und wir werden immer älter: Jedes zweite heute geborene Mädchen wird vermutlich den 100. Geburtstag erleben, jeder zweite Junge den 85.
Nur wie lebt es sich tatsächlich, wenn man alt ist? Wie blickt man auf ein solch langes Leben zurück?
Ilse Pohl ist mit 102 Jahren die älteste lebende Schriftstellerin Deutschlands. Erst im hohen Alter von 90 Jahren begann sie, ihre Lebenserinnerungen aufzuschreiben: Drei Bände, in denen sie mit einer bewundernswerten Genauigkeit nicht nur das Leben ihrer Familie, sondern auch die geschichtlichen Ereignisse des 20. Jahrhunderts Revue passieren lässt. Sie hat aber auch mit ihren literarischen Miniaturen über Clara Schumann, Oscar Wilde und jüngst Johann Sebastian Bach auf sich aufmerksam gemacht.
Eine beeindruckende Zeitzeugin, die nicht sentimental zurückblickt, sondern nach wie vor neugierig ist auf das Leben. "Jeder Tag will gelebt sein", ist einer ihrer Wahlsprüche, und auch ein schwerer Beckenbruch in diesem Jahr hält sie nicht davon ab, sich noch jeden Tag zum Schreiben zurückzuziehen und die Tageszeitung zu studieren. "Ich bin noch immer ein Suchender, ich bin noch immer jemand, der aufnehmen will – Neues! Ich habe nicht abgeschaltet, nur weil ich über 100 Jahre alt bin. Ob man 100, 99 oder 70 ist, das Leben geht weiter."
Wie hat sie es geschafft, 102 Jahre zu werden und noch so vital zu sein?
"Man soll nichts übertreiben, maßhalten ist wichtig."
Was lässt Menschen altern, und wie kann man diese Prozesse beeinflussen?
Dies ist eine der Fragen, mit denen sich Prof. Dr. Christoph Englert beschäftigt. Der Entwicklungsbiologe leitet die Forschungsgruppe Molekulare Genetik am Leibniz-Institut für Altersforschung an der Universität Jena.
Ziel seiner Arbeit: "Die Prozesse des Alterns herauszufinden: Welche Gene gibt es, die uns länger und kürzer leben lassen? Nicht, damit die Menschen länger leben, sondern, dass wir erreichen, dass die Menschen gesund altern, ohne dass wir von Demenz oder den ganzen mit dem Alter assoziierten Krankheiten geplagt werden. Wenn man das Alter von diesen Krankheiten trennen könnte, das würde ich gern in den Griff bekommen. Wie können wir es zum Beispiel schaffen, dass wir manche Organe zur Regeneration anregen. So wie bei einem Fisch, dem man die Flosse abschneidet, und die wächst nach, oder beim Regenwurm, der die fehlenden Teile wieder ersetzt. Da können wir etwas von den Tieren lernen."
Seine Forschungsobjekte sind afrikanische Prachtgrundkärpflinge, Fische, die sich durch eine sehr kurze Lebenszeit auszeichnen. "Das Paradox ist: Wenn wir Altersforschung betreiben wollen, müssen wir sie an kurzlebigen Tieren machen, das ist sonst wissenschaftlich nicht machbar."
Ihn fasziniert, dass jeder Organismus seine maximale Lebensdauer hat:
"Sie liegt beim Menschen bei plus / minus 120 Jahren, bei Mäusen bei drei Jahren, bei Fledermäusen bei 30 bis 35 Jahren. Nur, warum ist das so? Es gibt für jede Spezies eine maximale Lebensdauer – das ist faszinierend."
Er hält nichts davon, ein Wundermittel für das ewige Leben zu finden:
"Das Altern gehört zu unserer Spezies dazu, zur Evolution und zu unserer Zukunft. Deshalb halte ich diese Idee, dass wir einen Schalter finden, den wir einfach nur umlegen müssen, für unrealistisch."
"Länger leben? Das Geheimnis des Alterns"
Darüber unterhält sich Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit der Schriftstellerin Ilse Pohl. Ab 10 Uhr 05 gibt der Altersforscher Prof. Dr. Christoph Englert Auskunft über die aktuellen Erkenntnisse und die ungelösten Rätsel der Altersforschung. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 – 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Literaturhinweis: Die Erinnerungen und die literarischen Miniaturen von Ilse Pohl sind im Fouqué Literaturverlag erschienen.
Informationen im Internet:
Über Ilse Pohl: www.ilse-pohl.de
Über das Leibniz-Institut für Altersforschung: www.fli-leibniz.de
Ilse Pohl ist mit 102 Jahren die älteste lebende Schriftstellerin Deutschlands. Erst im hohen Alter von 90 Jahren begann sie, ihre Lebenserinnerungen aufzuschreiben: Drei Bände, in denen sie mit einer bewundernswerten Genauigkeit nicht nur das Leben ihrer Familie, sondern auch die geschichtlichen Ereignisse des 20. Jahrhunderts Revue passieren lässt. Sie hat aber auch mit ihren literarischen Miniaturen über Clara Schumann, Oscar Wilde und jüngst Johann Sebastian Bach auf sich aufmerksam gemacht.
Eine beeindruckende Zeitzeugin, die nicht sentimental zurückblickt, sondern nach wie vor neugierig ist auf das Leben. "Jeder Tag will gelebt sein", ist einer ihrer Wahlsprüche, und auch ein schwerer Beckenbruch in diesem Jahr hält sie nicht davon ab, sich noch jeden Tag zum Schreiben zurückzuziehen und die Tageszeitung zu studieren. "Ich bin noch immer ein Suchender, ich bin noch immer jemand, der aufnehmen will – Neues! Ich habe nicht abgeschaltet, nur weil ich über 100 Jahre alt bin. Ob man 100, 99 oder 70 ist, das Leben geht weiter."
Wie hat sie es geschafft, 102 Jahre zu werden und noch so vital zu sein?
"Man soll nichts übertreiben, maßhalten ist wichtig."
Was lässt Menschen altern, und wie kann man diese Prozesse beeinflussen?
Dies ist eine der Fragen, mit denen sich Prof. Dr. Christoph Englert beschäftigt. Der Entwicklungsbiologe leitet die Forschungsgruppe Molekulare Genetik am Leibniz-Institut für Altersforschung an der Universität Jena.
Ziel seiner Arbeit: "Die Prozesse des Alterns herauszufinden: Welche Gene gibt es, die uns länger und kürzer leben lassen? Nicht, damit die Menschen länger leben, sondern, dass wir erreichen, dass die Menschen gesund altern, ohne dass wir von Demenz oder den ganzen mit dem Alter assoziierten Krankheiten geplagt werden. Wenn man das Alter von diesen Krankheiten trennen könnte, das würde ich gern in den Griff bekommen. Wie können wir es zum Beispiel schaffen, dass wir manche Organe zur Regeneration anregen. So wie bei einem Fisch, dem man die Flosse abschneidet, und die wächst nach, oder beim Regenwurm, der die fehlenden Teile wieder ersetzt. Da können wir etwas von den Tieren lernen."
Seine Forschungsobjekte sind afrikanische Prachtgrundkärpflinge, Fische, die sich durch eine sehr kurze Lebenszeit auszeichnen. "Das Paradox ist: Wenn wir Altersforschung betreiben wollen, müssen wir sie an kurzlebigen Tieren machen, das ist sonst wissenschaftlich nicht machbar."
Ihn fasziniert, dass jeder Organismus seine maximale Lebensdauer hat:
"Sie liegt beim Menschen bei plus / minus 120 Jahren, bei Mäusen bei drei Jahren, bei Fledermäusen bei 30 bis 35 Jahren. Nur, warum ist das so? Es gibt für jede Spezies eine maximale Lebensdauer – das ist faszinierend."
Er hält nichts davon, ein Wundermittel für das ewige Leben zu finden:
"Das Altern gehört zu unserer Spezies dazu, zur Evolution und zu unserer Zukunft. Deshalb halte ich diese Idee, dass wir einen Schalter finden, den wir einfach nur umlegen müssen, für unrealistisch."
"Länger leben? Das Geheimnis des Alterns"
Darüber unterhält sich Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit der Schriftstellerin Ilse Pohl. Ab 10 Uhr 05 gibt der Altersforscher Prof. Dr. Christoph Englert Auskunft über die aktuellen Erkenntnisse und die ungelösten Rätsel der Altersforschung. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 – 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Literaturhinweis: Die Erinnerungen und die literarischen Miniaturen von Ilse Pohl sind im Fouqué Literaturverlag erschienen.
Informationen im Internet:
Über Ilse Pohl: www.ilse-pohl.de
Über das Leibniz-Institut für Altersforschung: www.fli-leibniz.de