"Irgendwie zu schön und verniedlicht"
Giacomo Meyerbeers Oper "Le Prophète" hat in der Deutschen Oper Premiere gefeiert. Unser Kritiker Jürgen Liebing hat sich das über vierstündige Stück angeschaut und kann den Mut der Deutschen Oper nur loben.
Giacomo Meyerbeers Oper "Le Prophète" wurde 1849 in Paris uraufgeführt. Die Deutsche Oper hat sich aktuell an diese große Oper herangetraut. Thema: Die Wiedertäufer in Münster. "Der Mut der Deutschen Oper ist zu loben", sagt Kulturkritiker Jürgen Liebing. "Le Prophète" ist die vierte große Oper von Giacomo Meyerbeer, die in der Deutschen Oper inszeniert wurde. Einen historischen Stoff auf die Bühne zu bringen, sei schwierig, meint Liebing.
Die Oper von Meyerbeer wurde schon von den Zeitgenossen als Reißer gefeiert. Eigentlich drehe es sich in der Oper immer um die Liebe, so Liebing, doch nicht bei dieser Oper. Die brutale Geschichte habe den Nerv der damaligen Zeit getroffen, sagt der Kulturkritiker - zumal es die bewegende Zeit der Französichen Revolution war.
Musik bekommt ihr Recht
Das Stück thematisiert religiösen Fanatismus. Wie wurde der Bogen zur Gegenwart geschlagen? "Es ist eine Aktualisierung - aber nicht im flachen Sinne. Man könnte denken an Populismus, an den IS-Staat und dergleichen", sagt Liebing. Es spiele schon in einem fiktiven Heute. Der Regisseur habe allerdings ein Problem: Er ästhetisiere zu stark. "Es ist mir irgendwie zu schön und verniedlicht, was da passiert", sagt Liebing. Das Positive dieses Abends sei die Musik. "Man merkt richtig, dass Meyerbeer das 'missing link' ist zwischen Rossini und Wagner." Doch auch die Musik sei für das Sujet "etwas zu schön".