Marcus Gärtner (Hrsg.): "Das ist ja wohl der Horror!"
Neue Horrorgeschichten von Heinz Strunk, Till Raether, Kirsten Fuchs, Jenni Zylka, Tex Rubinowitz, Frank Schulz, Ralf König, Georg Klein, Anselm Neft, Sven Stricker, Dirk Stermann, Thomas Gsella und Doris Knecht
Rowohlt Verlag, 10 Euro, 224 Seiten
Die Rückkehr der Schauergeschichte
Im 19. und im frühen 20. Jahrhundert waren Schauergeschichten angesagt. Irene Binal ist eine bekennende Anhängerin, hat eine neue Schauer-Anthologie gelesen und fragt, wo die Gespenster heute eigentlich abgeblieben sind.
In letzter Zeit allerdings scheint der literarische Schauer seine Faszination verloren zu haben – oder vielleicht doch nicht? Das passende Buch ist jedenfalls gerade erschienen, eine Anthologie mit schaurigen Geschichten: "Das ist ja wohl der Horror" heißt sie und darin finden sich 13 "Angst- und Bangegeschichten" zum gefahrlosen literarischen Gruseln. Herausgegeben von Marcus Gärtner, mit Texten von Heinz Strunk, Anselm Neft, Georg Klein, Kirsten Fuchs, Doris Knecht und anderen. Irene Binal nimmt den Band zum Anlass, um einen Blick auf das Genre Schauergeschichte zu werfen.
Schauer muss sich entwickeln
In den letzten Jahren habe der literarische Schauer tatsächlich etwas seine Faszination verloren, erklärt die Autorin Irene Binal. Das habe vielleicht damit zu tun, dass wir heute in einer schnelllebigen Zeit leben, die Schauergeschichte sei eigentlich langsam, da müsse sich der Schauer langsam entwickeln.
Ein Spiegel unserer Zeit
In der neuen Anthologie mit Schauergeschichten geht es um ganz normale Geschichten, in denen sich der Schauer modernisiert hat. Es wird mit der Psyche und der Wahrnehmung gespielt, die Realität der Figuren werde in Frage gestellt: "Das sind die Gespenster, die wir heute brauchen, die uns heute Angst einjagen", sagt Binal. Das sei die Kunst der Schauergeschichte: "Ein Misstrauen der Realität gegenüber." Die Geschichten seien nicht banal, sondern haben eher was anarchisches, sie unterhalten, aber sie seien ein Spiegel unserer Zeit.