Maler Norbert Bisky in Tel Aviv

"Die politische Situation kann ich nicht außen vor lassen"

Der Berliner Maler Norbert Bisky
Der Berliner Maler Norbert Bisky © Torben Waleczek / Deutschlandradio
Norbert Bisky im Gespräch mit Sigrid Brinkmann |
Der deutsche Maler Norbert Bisky und der israelische Künstler Erez Israeli haben sich für ein ungewöhnliches Projekt zusammengefunden: Zwei Monate lang haben sie ihre Ateliers getauscht - für Bisky eine intensive und auch sehr politische Zeit. Die Ergebnisse sind ab Ende März in zwei Ausstellungen zu sehen.
Für einen ungewöhnlichen Austausch, einen "studio swap", hat das Projekt "schir - Kunst im deutsch-israelischen Kontext", Anfang 2015 zwei bedeutende Künstler aus beiden Ländern zusammengebracht: den 1970 in Leipzig geborenen Norbert Bisky, der als Vertreter eines Neuen Realismus gilt, und Erez Israeli, Jahrgang 1974, der vor allem mit Skulpturen und Installationen bekannt wurde. Bisky reiste am 10. Januar nach Tel Aviv und quartierte sich dort im Atelier von Israeli ein - während dieser wenige Tage später für zwei Monate nach Berlin wechselte.
Ziel des Projekts: herauszufinden, wie sich die andere Umgebung auf das künstlerische Schaffen auswirkt, wie der Deutsche Israel und der Israeli Deutschland wahrnehmen würden. Offenbar hat das Experiment funktioniert, denn ab dem 27. März werden die während des Atelier-Tauschs entstandenen Werke in zwei Ausstellungen in Berlin zu sehen sein - wobei sich die politische Situation in Israel deutlicher als erwartet ausgewirkt hat. Entstanden sind Arbeiten, die sich mit dem dem Urbanen und dem Gefühl der Undurchdringlichkeit realer und virtueller Lebensräume beschäftigen.
Mehr als nur der israelische Alltag
Am Anfang habe er noch geglaubt, sich einfach nur "auf die israelische Gegenwart" einlassen zu können und den Lebensalltag in seine Bilder aufnehmen zu können, sagte Bisky am Dienstag auf Deutschlandradio Kultur. Doch schon nach ein paar Tagen sei ihm klar geworden, dass "ich die politische Situation nicht außen vor lassen kann, dass ich die Geschichte nicht außen vor lassen, dass das sozusagen alles in die Bilder mit rein muss". Insbesondere die Nähe zum Einflussbereich des "Islamischen Staats" und die Ermordung eines jordanischen Piloten habe er als "sehr, sehr erschütternd erlebt". Es sei etwas ganz Anderes, sich solche Bilder in Israel anzuschauen "als so aus der sicheren Distanz hier im hohen Norden".
Großformatige Bilder in kleinem Atelier
"Ich habe ein wunderbares, viel kleineres, aber sehr, sehr schönes Atelier in Tel Aviv vorgefunden, und habe mich auch sofort sehr wohlgefühlt", sagt Bisky, der schon seit vielen Jahren nach Israel reist. Trotz der kleineren Räumlichkeiten seien auch sehr große Bilder entstanden, so Bisky im Deutschlandradio Kultur. "Ich habe zwei sehr große Bilder gemalt, die eigentlich von der Fläche her die größten Bilder sind, die ich jemals gemacht habe - in dem kleinsten Atelier, in dem ich seit längerer Zeit gearbeitet habe." Die Arbeit daran sei sehr interessant gewesen, weil die Bilder aus "kleinen Paneelen zusammengefügt" seien. Auch viele Zeichnungen und Papierarbeiten seien in Tel Aviv entstanden, berichtet Bisky, darunter auch Werke in Öl auf Papier - eine Technik, derer sich Bisky bisher nicht bedient hatte.
Die Arbeiten Biskys sind ab dem 27. März im Atelierhaus "Bötzow" in Berlin zu sehen. Israelis im selben Zeitraum entstandene Werke sind in der Galerie Crone ausgestellt.

Bisky auf Bötzow
Prenzlauer Allee 242, 10405 Berlin
27. März - 30. August 2015
Mehr Infos auf der Website: www.boetzowberlin.de

Erez Israeli - The Difference between OOOOH and AAAAH
Galerie Crone, Rudi-Dutschke-Straße 26, 10969 Berlin
28. März - 25. April
Mehr Infos auf der Website: www.cronegalerie.com

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