Jurist, Schriftsteller und überzeugter Katholik
2015 wurden 21 ägyptische Kopten vom "Islamischen Staat" ermordet. Martin Mosebach begab sich auf Spurensuche und traf die Familien der Opfer. Beeindruckende Begegnungen, die der bekennende Katholik zu seinem Buch "Die 21" verarbeitet hat.
Sein neues Buch "Die 21 – Eine Reise ins Land der koptischen Martyrer" sei ein Solitär in seinem Werk, sagt der Schriftsteller Martin Mosebach. Dafür hat er sich auf Spurensuche nach Ägypten begeben, wo die Familien der 21 koptischen Christen leben, die 2015 vom "Islamischen Staat" wegen ihres Glaubens getötet wurden. Das Video der Hinrichtung ging um die Welt. Der Schriftsteller konnte die Familien besuchen.
"Es war sehr beeindruckend, zu sehen, wie diese sehr armen, sehr einfachen Fellachen-Familien in ihren primitiven Häusern eine außerordentliche Würde und Souveränität hatten. Und eine große Ruhe und Gelassenheit, mit der sie umgegangen sind mit dieser Katastrophe in ihrem Leben, die für sie eine Katastrophe eigentlich nicht wahr. Denn als Christen konnten sie – und das gehört ja zu den Besonderheiten dieses Videos – sagen, dass ihre Angehörigen im Glauben an Jesus und mit dem Bekenntnis zu Jesus gestorben sind – und damit Heilige sind, Märtyrer und Heilige. Und wirklich: Die Bilder dieser jungen Männer, die hängen eben mit Kronen auf dem Kopf und in liturgischer Gewandung – das sind Fotomontagen – hängen die in den Häusern und werden wirklich als heilige Fürsprecher im Himmel verehrt."
"Ein Roman kommt selten allein"
Dieses reportage-artige Buch ist eher eine Ausnahme im Werk Martin Mosebachs; am ehesten zu Hause fühlt er sich im Roman:
"Er ist für mich auch das Anstrengendste bei weitem, es ist keinesfalls etwas, was mir deswegen leichter fiele – aber es ist ganz bestimmt die Form, die mir bestimmt ist."
Der 1951 in Frankfurt am Main geborene und dort lebende Autor hat zu seiner Heimatstadt ein zwiespältiges Verhältnis. Einerseits ist das moderne Frankfurt für ihn gesichts- und eigenschaftslos, andererseits dient ihm die Stadt als Folie fürs Schreiben. Ursprünglich hatte er Jura studiert; aus einem "abergläubischen Gefühl" heraus beendete er das Studium auch, gab aber nach gerade einmal zwei Prozessen den Anwaltsberuf auf und widmete sich dem Schreiben. 1983 erschien sein erster Roman "Das Bett".
"Und ein Roman kommt selten allein, da muss man ja auch noch den zweiten schreiben. Den ersten Roman kann jeder schreiben, der zweite Roman, der ist schon ein bisschen schwieriger – und beim dritten Roman zeigt sich, ob man ein Schriftsteller wird."
Die lateinische Messe als Missionserfolg
Es klappte – 2007 wurde er mit dem Büchner-Preis ausgezeichnet. Noch heute schreibt Martin Mosebach seine Manuskripte mit dem Füller:
"Am Morgen ist das Blatt weiß, am Abend schwarz – und man hat einen sinnlichen Vorgang beim Schreiben, das finde ich reizvoll."
Martin Mosebach ist auch praktizierender Katholik und plädiert für eine Rückkehr zur lateinischen Messe.
"Die lateinische Messe hat einen Missionserfolg ohnegleichen; und überall, wo es Katholiken auf der ganzen Welt gibt – von Südamerika, Indien, China usw. –, sind diese Menschen mit der lateinischen Messe missioniert worden, in Afrika. Das war nie ein Hindernis, weil das, was diese Messe aussagt, das war verständlich: Nämlich, dass sie ein großer schöpferischer, ein poetischer schöpferischer Akt ist, der die Gegenwart Gottes herstellt."