Melkroboter und Schweinepediküre
Eine Herde Kühe, die draußen auf der Weide genüsslich ihr Gras wiederkäut, gehört wohl bald der Vergangenheit an. Glaubt man den Herstellern von Tierhaltungs- und Managementsystemen, wird sich der Stall der Zukunft erheblich verändern. Digital statt dreckig. Und vollautomatisch.
"Das ist Berta ..."
... eine "Schwarzbunte", die frei im Stall herumlaufen kann. Gewicht: 350 Kilo. Größe: 1,20 Meter. Auf dem Computerbildschirm von Karl-Heinz Denk ist die Milchkuh zu einem "blauen Punkt" in der Größe eines Streichholzkopfes zusammen geschrumpft. Der Stall: Ein Rechteck, in dem der "blaue Punkt" hin und herwandert.
"Wir haben hier symbolisch das Tier, das jetzt markiert ist, mit einem blauen Punkt dargestellt. Wenn sich das Tier im Raum bewegt, sehen Sie dann die Veränderung von Sektor A in Sektor B. Und gleichzeitig mit dem Wechsel in den anderen Sektor wird der Eintrag in die Datenbank vorgenom-men."
Berta läuft nicht einfach durch den Stall. In der Sprache der Experten hinter-lässt sie einen "Bewegungstrack". So weiß der Computer, wann sie wo überall war und wie viele Meter sie dabei zurück gelegt hat. Ein kleiner kastaniengroßer Sender, der am Ohr befestigt wird, sendet die Signale.
Auf diese Weise, so Karl-Heinz Denk von der Schauer Maschinenfabrik aus dem österreichischen Prambachkirchen, lassen sich alle Tiere in einer Herde minutiös überwachen, ohne dass der Bauer den Stall betreten muss.
"Wir wollen damit typische Verhaltensmuster identifizieren und letztendlich, was für den Landwirt noch wichtiger ist, atypische Verhaltensmuster identifizieren. Wir können daraus ableiten, wenn Tiere zum Beispiel krank sind, die sich deutlich weniger im normalen Rhythmus bewegen, dass hier etwas nicht stimmt."
Die digitale Unterstützung im Tierstall ist heute schon vielfältig: Eine sogenannte "Egg-Cam" - eine Art "Webkamera" für Eier - überwacht nicht nur Größe, Form und Verschmutzungsgrad, sondern kann im Vorbeisausen der vielen tausend Eier auch noch die Güteklasse bestimmen.
Roboter auch im Schweinestall. Sie reinigen die Klauen, damit die empfindli-chen Tiere möglichst keine Infektionen davontragen. Die Tiere laufen über einen Rost, unter dem verschiedene Bürsten an die verschmutzten Klauen herangeführt werden. Aus der Vernetzung von Daten ergeben sich ganz neue Anwendungen. Die Firma Möller aus Diepholz zum Beispiel verbindet Klimadaten aus dem Stall mit Fütterungsautomaten, wie Horst Schierbaum erklärt.
"Wenn ich in Richtung Temperatur schaue, ist das natürlich ein wichtiger Parameter für die Fütterungssysteme. In dem Moment, wo Sie merken, dass die Temperatur doch einen sehr hohen Wert angenommen hat, würden dann auf der Seite Überlegungen angestellt, nicht nur Futtermengen zu portionieren, sondern zwischendurch auch mal Wassermengen zu füttern."
Entlastung der Landwirte auf der einen - mehr Wohlbefinden der Tiere auf der anderen Seite. Diese Vorteile zeigen auch die Hersteller von Melkrobotern ihren Kunden auf. Immerhin kostet eine Anlage in der kleinsten Ausführung rund 120.000 Euro. Und das muss sich rechnen.
Landwirte brauchen weniger Personal und sie können die freigewordene Zeit für andere Dinge nutzen, sagt Christian Müller von GEA Farm Technologies. Kühe finden den Weg allein zur Melk¬maschine, denn der Roboter teilt leckeres Kraftfutter aus.
"Es ist kein Zwang mehr da in dem Sinne. Weil die Kühe suchen sich ihren Biorhythmus selber, das heißt, wenn sie gemolken werden wollen, gehen sie zum melken. Klassischer Weise werden Kühe ja in Standard-Familienbetrie-ben zweimal am Tag gemolken. Morgens um sechs und abends um fünf.
Wenn ich ein Robotersystem habe, dann haben Sie im Schnitt 2,7 Melkungen pro Tier, das heißt, die Tiere kommen häufig genug von alleine zum Roboter und lassen sich melken. Es steht ja niemand hinten dran, das heißt, wenn sie nicht freiwillig kommen würden, würde sich das System nicht durchsetzen."
Kühe, die sich dank Melkroboter 2,7-mal am Tag melken lassen, produzieren auch mehr Milch: Ein Plus von 15 Prozent, rechnet der Produktmanager vor. Und während der Bauer noch eine Runde Schlaf einlegt und von hohen Milcherträgen träumt, läuft der Melkroboter auf vollen Touren.
Ein sogenanntes "Zitzenfindungssystem" erfasst Form und Größe des Euters, denn jede Kuh ist anders gebaut, dann werden millimetergenau die Melkbecher angesetzt: Zitzenreinigung, Vormelken, Stimulation, Melken, fertig - das Unternehmen spricht von einem "äußerst effizienten und zeitsparenden Melkablauf".
"Ich habe Ställe gesehen, da stehen 15 Kühe drin. In Anbindung. Stallhöhe: 1,60 Meter. Schlechte Luft. Und ich habe Ställe gesehen, in den USA, da standen 5000 Kühe. Mit super guter Ventilation, offen, frische Luft. Viel Raum zum Laufen, saubere Liegeflächen. Und wenn Sie mich fragen, dann möchte ich lieber in der großen Herde eine Kuh sein als bei 15 Kühen angebunden, dunkel."
Es ist allerdings weniger die Tierliebe, die Landwirte scharenweise vom Computer überzeugt. Digitale Technik hilft vielmehr Arbeitskräfte einzusparen, Krankheiten zu verhindern, Erträge zu steigern. Der erdrückende Konkurrenzdruck in der Landwirtschaft lässt den Bauern kaum eine andere Wahl.
... eine "Schwarzbunte", die frei im Stall herumlaufen kann. Gewicht: 350 Kilo. Größe: 1,20 Meter. Auf dem Computerbildschirm von Karl-Heinz Denk ist die Milchkuh zu einem "blauen Punkt" in der Größe eines Streichholzkopfes zusammen geschrumpft. Der Stall: Ein Rechteck, in dem der "blaue Punkt" hin und herwandert.
"Wir haben hier symbolisch das Tier, das jetzt markiert ist, mit einem blauen Punkt dargestellt. Wenn sich das Tier im Raum bewegt, sehen Sie dann die Veränderung von Sektor A in Sektor B. Und gleichzeitig mit dem Wechsel in den anderen Sektor wird der Eintrag in die Datenbank vorgenom-men."
Berta läuft nicht einfach durch den Stall. In der Sprache der Experten hinter-lässt sie einen "Bewegungstrack". So weiß der Computer, wann sie wo überall war und wie viele Meter sie dabei zurück gelegt hat. Ein kleiner kastaniengroßer Sender, der am Ohr befestigt wird, sendet die Signale.
Auf diese Weise, so Karl-Heinz Denk von der Schauer Maschinenfabrik aus dem österreichischen Prambachkirchen, lassen sich alle Tiere in einer Herde minutiös überwachen, ohne dass der Bauer den Stall betreten muss.
"Wir wollen damit typische Verhaltensmuster identifizieren und letztendlich, was für den Landwirt noch wichtiger ist, atypische Verhaltensmuster identifizieren. Wir können daraus ableiten, wenn Tiere zum Beispiel krank sind, die sich deutlich weniger im normalen Rhythmus bewegen, dass hier etwas nicht stimmt."
Die digitale Unterstützung im Tierstall ist heute schon vielfältig: Eine sogenannte "Egg-Cam" - eine Art "Webkamera" für Eier - überwacht nicht nur Größe, Form und Verschmutzungsgrad, sondern kann im Vorbeisausen der vielen tausend Eier auch noch die Güteklasse bestimmen.
Roboter auch im Schweinestall. Sie reinigen die Klauen, damit die empfindli-chen Tiere möglichst keine Infektionen davontragen. Die Tiere laufen über einen Rost, unter dem verschiedene Bürsten an die verschmutzten Klauen herangeführt werden. Aus der Vernetzung von Daten ergeben sich ganz neue Anwendungen. Die Firma Möller aus Diepholz zum Beispiel verbindet Klimadaten aus dem Stall mit Fütterungsautomaten, wie Horst Schierbaum erklärt.
"Wenn ich in Richtung Temperatur schaue, ist das natürlich ein wichtiger Parameter für die Fütterungssysteme. In dem Moment, wo Sie merken, dass die Temperatur doch einen sehr hohen Wert angenommen hat, würden dann auf der Seite Überlegungen angestellt, nicht nur Futtermengen zu portionieren, sondern zwischendurch auch mal Wassermengen zu füttern."
Entlastung der Landwirte auf der einen - mehr Wohlbefinden der Tiere auf der anderen Seite. Diese Vorteile zeigen auch die Hersteller von Melkrobotern ihren Kunden auf. Immerhin kostet eine Anlage in der kleinsten Ausführung rund 120.000 Euro. Und das muss sich rechnen.
Landwirte brauchen weniger Personal und sie können die freigewordene Zeit für andere Dinge nutzen, sagt Christian Müller von GEA Farm Technologies. Kühe finden den Weg allein zur Melk¬maschine, denn der Roboter teilt leckeres Kraftfutter aus.
"Es ist kein Zwang mehr da in dem Sinne. Weil die Kühe suchen sich ihren Biorhythmus selber, das heißt, wenn sie gemolken werden wollen, gehen sie zum melken. Klassischer Weise werden Kühe ja in Standard-Familienbetrie-ben zweimal am Tag gemolken. Morgens um sechs und abends um fünf.
Wenn ich ein Robotersystem habe, dann haben Sie im Schnitt 2,7 Melkungen pro Tier, das heißt, die Tiere kommen häufig genug von alleine zum Roboter und lassen sich melken. Es steht ja niemand hinten dran, das heißt, wenn sie nicht freiwillig kommen würden, würde sich das System nicht durchsetzen."
Kühe, die sich dank Melkroboter 2,7-mal am Tag melken lassen, produzieren auch mehr Milch: Ein Plus von 15 Prozent, rechnet der Produktmanager vor. Und während der Bauer noch eine Runde Schlaf einlegt und von hohen Milcherträgen träumt, läuft der Melkroboter auf vollen Touren.
Ein sogenanntes "Zitzenfindungssystem" erfasst Form und Größe des Euters, denn jede Kuh ist anders gebaut, dann werden millimetergenau die Melkbecher angesetzt: Zitzenreinigung, Vormelken, Stimulation, Melken, fertig - das Unternehmen spricht von einem "äußerst effizienten und zeitsparenden Melkablauf".
"Ich habe Ställe gesehen, da stehen 15 Kühe drin. In Anbindung. Stallhöhe: 1,60 Meter. Schlechte Luft. Und ich habe Ställe gesehen, in den USA, da standen 5000 Kühe. Mit super guter Ventilation, offen, frische Luft. Viel Raum zum Laufen, saubere Liegeflächen. Und wenn Sie mich fragen, dann möchte ich lieber in der großen Herde eine Kuh sein als bei 15 Kühen angebunden, dunkel."
Es ist allerdings weniger die Tierliebe, die Landwirte scharenweise vom Computer überzeugt. Digitale Technik hilft vielmehr Arbeitskräfte einzusparen, Krankheiten zu verhindern, Erträge zu steigern. Der erdrückende Konkurrenzdruck in der Landwirtschaft lässt den Bauern kaum eine andere Wahl.