Hören Sie zu "Kinder im Spitzensport" auch ein Gespräch mit Sportpsychologe Moritz Anderten.
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Youssoufa Moukoko kickt Borussia nach vorne
Der Fussballer Youssoufa Moukoko hat in fünf Spielen 13 Tore geschossen und ist erst zwölf Jahre alt - das glaubt man jedenfalls. Der Fall hat eine Diskussion über ein Mindestalter bei Jugendmannschaften ausgelöst.
13 Tore in fünf Spielen, alleine diese Bilanz lässt jeden Fußballfan aufhorchen. Doch bei Youssoufa Moukoko kommen auch erfahrene Spielbeobachter nicht mehr aus dem Staunen raus.
Die Nummer 10 von Borussia Dortmund mischt gerade die U17-Bundesliga West auf, hat seine Mannschaft nahezu im Alleingang an die Tabellenspitze geschossen. Dabei ist der Junge im schwarz-gelben Trikot gerade mal zwölf Jahre alt.
Was er selber zu seinen Leistungen sagt, bleibt ein Geheimnis. Auch Vertreter von Borussia Dortmund wollen sich im Moment nicht zu Youssoufa Moukoko äußern. Aus Fürsorgepflicht für den Spieler.
Willi Wittke war lange Sportchef der Dortmunder Tageszeitung "Westfälische Rundschau" und beobachtet seit seiner Pensionierung sehr genau die Jugendmannschaften des BVB.
"Der hat mich schon sehr beeindruckt, weil er ein sehr athletischer Typ ist, der aber nicht nur von der Kraft lebt, sondern eine sehr gute Technik hat, eine wahnsinnige Torschuss-Technik und einen Torriecher."
In Dortmund lebt Moukoko bei Gasteltern
Geboren ist Youssoufa Moukoko in der kamerunischen Hauptstadt Jaunde. Sein Vater Joseph hat ihn dort direkt nach der Geburt bei der deutschen Botschaft angemeldet. Youssoufa hat eine deutsche Geburtsurkunde und ist damit deutscher Staatsbürger. In allen Dokumenten steht als Geburtstag der 20. November 2004.
Willi Wittke hat mit Youssoufas Vater gesprochen und erzählt, dass der schwört, der Junge sei wirklich erst zwölf Jahre alt. Doch der erfahrene Beobachter hat Zweifel.
"Zwölf, das halte ich für ausgeschlossen. Das geht nicht. Dafür ist er einfach ein bisschen zu groß, ein bisschen zu breit, ein bisschen zu schnell. Der Körperbau ist anders als bei einem normalen Zwölfjährigen. 16 ist, glaube ich, ein realistisches Alter."
Der Vater des Jungen lebt in Hamburg, Youssoufa hat die ersten Jahre seines Lebens bei seinen Großeltern in Kamerun verbracht. Dann kam er nach Hamburg. Schnell ging es für den Jungen weiter nach Dortmund. Der BVB ist einfach die bessere Fußballadresse im Vergleich zum FC St. Pauli.
In Dortmund lebt er bei Gasteltern, zusammen mit einem Spieler der U19.
Jugendliche wechseln immer früher quer durch Deutschland oder sogar Europa von einem Verein zum anderen.
Für den erfahrenen Sportjournalisten Willi Wittke eine Tendenz, die ihm nicht gefällt.
"Es ist leider so, dass dieser Kinderhandel im Fußball ja nicht erst seit ein, zwei Jahren im Fußball ist. Die Entwicklung ist leider so im Fußball, dass mittlerweile Acht-, Neun-, Zehnjährige von zu Hause weggeholt werden, meist auch noch ohne Eltern, die müssen sich dann irgendwo im Ausland zu Recht finden. Das ist natürlich eine sehr fragwürdige Geschichte."
Eine Altersregelung für ein minimales Alter gibt es nicht
Grundsätzlich gilt eine Altersregelung im Jugendfußball immer nur nach oben, dass heisst, es gib ein maximales Alter. Wie alt ein Spieler mindestens sein muss, um in einer Jugendmannschaft zu spielen, ist dagegen nicht geregelt.
Martin Hirte ist als sportlicher Leiter beim DFB für die Talentförderung verantwortlich. Der rasante Aufstieg des BVB-Stürmers hat ihn zu einer öffentlichen Erklärung auf der Homepage des Verbandes veranlasst. Er sei kein Freund davon, Spieler immer früher in höheren Altersklassen spielen zu lassen. Wichtig ist es, so Hirte, nicht nur auf die körperlichen und fußballerischen Qualitäten der Spieler zu schauen, sondern auch auf die Entwicklung der Persönlichkeit.
Damit scheint der Verband offenbar zufrieden zu sein. Denn Youssouffa Moukoko wurde für zwei Länderspiele in der kommenden Woche nominiert. Die DFB-Auswahl trifft auf Österreich. Und natürlich spielt der Zwölfjährige nicht in seiner Altersklasse, sondern in der U16.