Münchner Oktoberfest

Brass statt Blasmusik

Ein Wiesn-Wochenende bei strahlendem Sonnenschein: Vater in Tracht trägt seinen kleinen Sohn, der beherzt in seine Zuckerwatte beißt, auf den Schultern.
Käppi und Lederhose - das geht auf dem Oktoberfest inzwischen gut zusammen. © imago / Ralph Peters
Irene Götz im Gespräch mit Ute Welty |
Was ist nur aus dem Oktoberfest geworden? Statt traditioneller Blasmusik gibt es auf der historischen Wiesn Brass, und zum Dirndl trägt man Turnschuh. Ist das überhaupt noch authentisch, fragten wir die Volkskundlerin Irene Götz.
Die Vorstellung, das Münchner Oktoberfest verkörpere eine urbayerische Tradition, mag der Grund dafür sein, dass das Fest zum "Must-Be" im globalen Eventkalender geworden ist und Tausende von Besuchern aus aller Welt anzieht. Doch durch diese Globalisierung hat sich der Charakter des Oktoberfestes deutlich verändert.
In den 1980er-Jahren etwa hätten Nicht-Einheimische keine Tracht getragen -"weil man sagte, das ist ja nicht authentisch, ich gehöre ja gar nicht so richtig hierher", so die Volkskundlerin Irene Götz von der Ludwig-Maximilians-Universität München im Deutschlandfunk Kultur. Inzwischen ist das anders: "Sie finden heute die Trachten kombiniert mit Turnschuhen, mit Cowboystiefeln und auch von Australiern getragen, die extra hierherkommen und gleich am Hauptbahnhof sich für 20 Euro ein günstiges Dirndl oder eine - naja, Lederhosen sind teurer – kaufen können."

Bio-Schweinshaxe für den bewussten Oktoberfestbesucher

Insofern sei das Oktoberfest inzwischen einerseits einfach großes globales Festival. Andererseits habe es sich seit dem 19. Jahrhundert immer wieder neu erfunden, sagt Götz. So auch jetzt: "Gerade wenn Sie ins Herzkasperl-Zelt gehen etwa, auf der historischen, auf der Oidn Wiesn, da finden Sie ganz neue Traditionen kombiniert, die man gar nicht vielleicht mit dem Oktoberfest so in Verbindung bringt."
Zum Beispiel werde dort anstelle der traditionellen Blasmusik moderner Brass gespielt, "der junge Leute anzieht, der auch ein intellektuelles Publikum, Musikliebhaber, begeistert". Auch kulinarisch gebe es einige Neuerungen: "Es ist nicht mehr nur einfach die Schweinshaxen oder der Schweinebraten, sondern das wird ökologisch aufbereitet, man nimmt Bio-Fleisch. Also, es werden viele neue Wünsche auch von bewussteren Verbrauchern auch hier einbezogen."
(uko)
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