Die Ausstellung "Klaus Staeck - Sand im Getrieb" ist vom 9. Februar bis 8. April 2018 im Museum Folkwang zusehen.
Kunstprovokation aus fünf Jahrzehnten
"Vorsicht Kunst!" – so die Warnung auf einem Plakat. In Klaus Staecks Kunstwerken stecken Parolen und Politik. Zum 80. Geburtstag gibt das Essener Museum Folkwang Einblick in die Kontroversen der 70er und 80er Jahre in der BRD anhand von Staecks Werk.
"Der Holzschnitt war, wenn man so will, meine Einstiegsdroge. Und habe dann auch immer Weihnachtskarten verschickt. Als ich den Beuys dann kennenlernte: `Sach mal, du bist doch der, der immer die Holzschnitte da gemacht hat? ´, Und da er selber mit Holzschnitten begonnen hatte, war das schon eine fantastische Verbindung, die dann in einer 18-jährigen Arbeitsfreundschaft – so nenne ich das immer – endete."
Das ist die schöne Überraschung der Schau: Staecks Anfänge mit farbigen Holzschnitten aus den frühen Sechzigerjahren sind zu sehen. Sie sind noch frei von Sprache. Sie sind geometrisch abstrakt. Der Grafiker, der Postkarten, Sticker, Aufkleber, T-Shirts, Stempel und Briefmarken entwirft, entsteht erst in den Siebzigern.
"In der DDR konnte ich nicht studieren. (…) ich war politisch immer unzuverlässig (er lacht). Das gab gar keine Chance. Das habe ich auch mal schriftlich bekommen. Ich kann mich sehr gut in die Situation der Flüchtlinge hineinversetzen. Wir waren damals auch nicht beliebt."
1956 hat er rübergemacht. Da war er 18.
"Bin auch damals in die SPD eingetreten. Am 1. April 1960. Das Datum war vielleicht auch ein symbolischer Akt. Habe ich hinterher erst gemerkt. Und ich war jemand, der sich einmischen wollte, immer."
Politisch aufrütteln, provozieren
Das zeigen die Plakate sowie fotografischen und filmischen Dokumentationen von Kongressen und öffentlichen Auftreten des Politaktivisten und Provokateurs, der nicht nur der CDU gehörig auf die Nerven gefallen ist.
"Es gibt zwei Plakate: 'Deutsche Arbeiter, die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen'. Und die Dürermutter. Immer mit dem Ersten wird man – glaube ich – wird man bekannt."
Staecks Dürerzyklus entstand 1971. Es sind Siebdrucke, die Motive von Albrecht Dürer nutzen, sie verfremden. So illustriert er Fragen nach Menschenrechten, Tierschutz, Heimat oder Reichtumsverteilung.
"Ich wollte – was hat Käthe Kollwitz gesagt? – ich wollte wirken, in der Öffentlichkeit."
Gegen ungerechte Verhältnisse vorgehen
"Ich kann ungerechte Verhältnisse – ich sag mal ruhig – nicht ertragen. Ich frage mich immer, wie bescheiden es auch sein mag –, was kann ich dagegen tun und wie stifte ich andere an, mitzumachen."
Weil "die Kunst nicht im Saale stattfindet", wie Staeck mal auf ein Plakat geschrieben hat, das er sich umhing und selber damit auf den Sockel stieg, spricht er. Manchmal auch zu viel. Das hat sogar Beuys gemerkt. Als Staeck ihn in New York am Flughafen vor der Rückkehr nach Deutschland um politische Aussagen bittet, lacht der Mann mit dem Hut laut und meint: "Jetzt brauch ich erstmal `ne Zigarre." Mit Beuys gründet er 1973 die Freie Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung.
"Die Gesellschaft war auf einmal in eine Unruhe versetzt, und von dieser Unruhe habe ich profitiert. Denn die ganzen Bürgerinitiativen, die sich bildeten, die brauchten auch Arbeitsmaterial. Ich lieferte die Bilder dazu."
Seltene plastische Arbeiten Staecks werden in Essen auch gezeigt. So etwa ein Holztisch mit typischen Party-Papptellern. Darauf liegen keine Mahlzeiten, sondern nur Steine. Davor stehen Namenschilder mit der Aufschrift Laos, Bangladesch, Mali, Birma, Nepal, Bhutan und so fort. Im Hintergrund ein Foto mit Teilnehmern eines Staatsbanketts. Das ganze illustriert Welternährungsprobleme.
Demokratie lebt von Diskussion
"Meine Definition von Satire ist: Die unverschuldet Schwachen gegen den Übermut der Starken schützen."
In Zeiten von Hate Speech, Fake News und Verschwörungstheorien erinnert Klaus Staeck daran, dass Demokratie von Diskussion lebt und nicht von Hetze. Das ist nicht wenig und macht die Schau sehenswert.
"Wer die Unfreiheit erlebt hat, schätzt die Demokratie und die Freiheit ganz anders."