Nana Ekvtimishvili & Simon Groß: "Meine glückliche Familie"
Mit Ia Shugliashvili, Merab Ninidze, Berta Khapava u.a.
Georgien/Deutschland/Frankreich 2016
Sehnsucht nach dem eigenen Leben
Der Film "Meine glückliche Familie" wirft einen Blick auf das Zusammenleben von drei Generationen in Tiflis. Unser Kritiker Jörg Taszman spricht von einem "anstrengenden Stück Seh- und Hörarbeit" - kann dem Werk aber auch viele positive Aspekte abgewinnen.
Worum es geht:
Tiflis heute. In einer gutbürgerlichen Wohnung leben drei Generationen zusammen. Manana lebt dort mit ihrem Mann Soso und den beiden erwachsenen Kindern.
An ihrem 52.Geburtstag hat Manana plötzlich keine Lust, so wie immer, im erweiterten Familienkreis zu feiern. Heimlich hat sie sich eine eigene Wohnung gemietet und verkündet der völlig verblüfften Familie ihren Auszug. Alle sind geschockt, sprechen von der verletzten Familienehre, sorgen sich um den guten Ruf.
In endlosen Familiensitzungen versucht man Manama wieder zu bekehren, aber die immer etwas müde wirkende Lehrerin will endlich einmal für sich sein, sich nichts mehr sagen lassen und ihr Leben in eigenen vier Wänden neu beginnen.
Das Besondere an dem Film:
"Meine glückliche Familie" lenkt den Blick auf Georgien, ein Land zwischen Tradition und Moderne, Patriarchat und zaghafter, weiblicher Selbstbestimmung. Es wird viel geredet, manchmal auch zuviel. Und trotzdem hört man sich kaum zu, lebt in alten Familienstrukturen weiter, die den Einzelnen nicht zur Entfaltung kommen lassen.
Aus der hervorragenden Schauspielerriege prägt sich vor allem die Hauptdarstellerin Ia Shugliashvili ein. Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit dem seit 1994 in Wien lebenden Merab Ninidze. Der begann einst seine Karriere 1984 mit dem Perestrojka-Film "Die Reue" von Tengis Abuladze und bewies in Filmen wie "Nirgendwo in Afrika" von Caroline Link und letztens in dem in Cannes uraufgeführten "Jupiters Moon" des Ungarn Kornel Mundruczo seine internationale Klasse.
Bewertung:
Mit fast zwei Stunden ist "Meine glückliche Familie" mitunter ein anstrengendes Stück Seh- und Hörarbeit, wirft aber einen originellen und präzisen Blick auf eine osteuropäisch-georgische Familiengeschichte, die sich von westlichen Familiendramen wie "Das Fest" wohltuend undramatisch abhebt.