Neu im Kino: "Black Panther"

Comic-Verfilmung feiert den schwarzen Kontinent

Szene aus dem Film "Black Panther".
Der Hauptdarsteller und seine Crew ist schwarz - Szene aus dem Film "Black Panther". © MARVEL
Anna Wollner im Gespräch mit Max Oppel |
Mit "Black Panther" kommt ein Science-Fiction-Film ins Kino, der Geschichte schreiben wird. Es ist der erste Blockbuster aus den Marvel Studios mit einem schwarzen Hauptdarsteller. "Mir geht es darum, mit Erwartungen zu brechen", sagt Regisseur Ryan Coogler.
Eingeführt wurde die Comicfigur aus dem fiktiven Land Wakanda schon in "Captain America Civil War", doch jetzt hat er sein Soloabenteuer. Deutschlandfunk Kultur Filmkritikerin Anna Wollner hat den Film gesehen und den Regisseur Ryan Coogler und die Schauspieler getroffen.
Warum hat es so lange gedauert, bis "Black Panther", das als Comic schon 50 Jahre existiert, erst jetzt auf die Leinwand kommt?
Anna Wollner: Es gab immer wieder schon mal Versuche, gerade auch Anfang der 1990er, aber ein genuin schwarzer Film galt in Hollywood lange als Kassengift. Da hat sich kein großes Studio drauf eingelassen. Und wenn dann doch, gab es eben die üblichen Stereotype, mit denen "Black Panther" jetzt ganz bewusst bricht. Es gibt nur zwei weiße Sprechfiguren: einen FBI-Sidekick auf der guten und ein Schurke auf der bösen Seite. Der Rest sind schwarze Figuren und viele starke Frauen. Genau deswegen sei der Film auch historisch, wie Regisseur Ryan Coogler meint. "Black Panther" ist ja trotzdem nicht der erste schwarze Superheld.
Regisseur Ryan Coogler: Natürlich hatten wir schon schwarze Superheldenfilme. "Blade" und "Hancock" zum Beispiel. Aber "Black Panther" ist einfach anders. Ich wollte einen sehr persönlichen Zugang zu der Geschichte haben. Und einen einzigartigen. Superhelden-Filme gibt es wie Sand am Meer, ein paar sind gut, ein paar sind schlecht, der Mittelbau ist von der Qualität her sehr solide, sie machen alle Geld an der Kinokasse. Aber mir geht es eben darum, mit Erwartungen zu brechen und Dinge zu zeigen, die einzigartig sind, die in enger Verbindung mit dem 'Black Panther' stehen. Ich wollte den Film durch die kulturelle Perspektive der Charaktere erzählen, die eben aus Afrika kommen.

Die Probleme der Welt im Mikrokosmos Wakanda

Was für ein Bild von Afrika zeichnet der Film denn?
Wollner: "Black Panther" spielt in Wakanda, einem fiktiven Königreich, das zwei Seiten hat. Die eine, die nach außen getragen wird und ein klassisches Dritte-Welt-Land vermuten lässt und dann eine heimliche, sehr spannende Seite, denn Wakanda wurde nie kolonialisiert, hat keine Kriege gefochten und durch den Rohstoff Vibranium sehr viel Reichtum. Reichtum, den sie in die Entwicklung von neuen Technologien stecken. Das ist so ein Afro-Futurismus, der in Wakanda gelebt wird, der ausgestellt und zelebriert wird und identitätsstiftend ist im Kino, so Regisseur Coogler.
Regisseur Ryan Coogler: Ich wollte die Vielfalt der Identitäten zeigen. Jede Figur hadert mit ihrer eigenen Identität oder mit der Identität von Wakanda, ihrer Heimat. Der Status von Wakanda ist vergleichbar mit der heutigen Zeit. Es findet ein Generationenwechsel statt. Die Babyboomer werden abgelöst von den Millenials. Es kommt zu richtungsweisenden Grabenkämpfen. Behalten wir alte Ideen bei oder öffnen wir uns gegenüber neuen? Das ist die Frage im Umgang mit der Identität von Wakanda. Der König ist tot, das Land steht vor einem Richtungswechsel und T'Challa, der Black Panther, muss entscheiden, in welche Richtung sich das Land weiter entwickeln soll. Die Probleme der Welt verhandeln wir im Mikrokosmos von Wakanda.
Wollner: Der Film spielt eben nicht mit den klassischen afrikanischen Kinoklischees vom bösen Schurkenstaat, sondern präsentiert ein selbstbewusstes Land, dass sich mitten im Wandel befindet, und von einem neuen König, dem Black Panther, in die Zukunft gebracht werden soll.

"Die Kostüme sind ein Schlüssel"

Wie geht der Film denn mit dem afrikanischen Erbe und den afrikanischen Wurzeln um?
Wollner: Er schlägt die Brücke zwischen jahrtausendealter afrikanischer Tradition und moderner Popkultur - egal ob bei den Frisuren, dem Körperschmuck, der Kriegsbemalung oder der Architektur der Häuser. Dann gibt es einen wummernden Soundtrack von Kendrik Lamar. Die Landschafts- und Naturaufnahmen, die sehen manchmal ein bisschen zu sehr nach "König der Löwen" aus, aber kriegt der Film immer wieder die Kurve. Für die kenianische Hauptdarstellerin Lupita N'Yongo, die auch Oscar-Preisträgerin ist, funktioniert in dem Film viel über die Kostüme.
Lupita N'Yongo: "Die Kostüme sind eine Art Schlüssel, um den Film zu verstehen. Ruth Carter, unsere Kostümdesignerin, hat sich selbst übertroffen. Die Kostüme sind ein authentisches Porträt afrikanischer Kultur und Identität. Auch wenn Wakanda natürlich ein fiktiver Staat ist, sind die Kostüme durch afrikanische Einflüsse entstanden. Von echten Afrikanern inspiriert. Sie feiern die Diversität der afrikanischen Kultur."
Wollner: Diese Kostüme sind wirklich ein Hingucker. Sie wirken aber nie folkloristisch, sondern passen perfekt in das moderne Bild und sind eben eine Variation der klassischen Stammestrachten.
!!Lupita N'Yongo:!! Mein Charakter kommt aus dem Stamm der Flüsse. Sie trägt in erster Linie grün, ihr Stamm wurde vom äthiopischen Volk der Surma inspiriert. Diese Detailgenauigkeit ist unglaublich. Die Kostüme eines anderen Stammes wurden vom Rot der Massaikrieger beeinflusst. Um genauer zu sein, von dem kenianischen Stamm, der gegen die Briten gekämpft hat. Massai sind furchtlose Krieger – genau wie die Kämpfer im Film. Wir greifen im Film viel von unserem afrikanischen Erbe auf und spiegeln es in der modernen Popkultur. Genau deswegen erzielen wir auch diesen Effekt – weil das eben nicht alles nur aus der Luft gegriffen ist.
Wollner: Und es fühlt sich eben echt und richtig an und in keiner Minute aufgesetzt. Ein Film wie "Black Panther" macht die schwarze Community im Kino sichtbar, sowohl in Amerika als auch in Afrika und das in einem Blockbuster mit einem Budget von über 200 Millionen US Dollar. Prädikat: Unbedingt sehenswert!

"Black Panther"
Regie: Ryan Coogler, Hauptdarsteller: Chadwick Boseman
USA, 2018

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