Alberto Acosta, Ulrich Brand: Radikale Alternativen. Warum man den Kapitalismus nur mit vereinten Kräften überwinden kann.
Oekom Verlag 2018,
16 Euro.
Auswege aus der Wachstumslogik
Radikale Alternativen zum scheinbar alternativlosen Kapitalismus beschäftigen den Politologen Ulrich Brand in seinem neuen Buch. Er macht darin Vorschläge, wie Politik und Wirtschaft beispielsweise im Verkehr dringend umsteuern müssten.
"Wir argumentieren sehr stark, dass es eben darum geht, so wie wir leben, so wie wir Gesundheit, Bildung, Ernährung schaffen, Mobilität, Kommunikation – das wir das nicht dem kapitalistischen Profitprinzip überlassen", sagte der Politologe Ulrich Brand im Deutschlandfunk Kultur. Zusammen mit dem ecuadorianischen Politiker und Ökonom Alberto Acosta versucht er in seinem neuen Buch "Radikale Alternativen" politische Vorschläge zu machen, die die einseitige Abhängigkeit vom Wachstum beenden könnten. Ihm geht es darum, die Politik und progressive Unternehmer zu überzeugen.
Auch für Eliten ein Thema
Diese Fragen seien nicht nur beim derzeitigen Weltsozialforum in Brasilien oder bei NGOs ein wichtiges Thema, sondern inzwischen auch beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Selbst die Politik- und Wirtschaftseliten wüssten, dass es mit der einseitigen Orientierung am Wachstum nicht weitergehe, sagte Brand, der Professor für Internationale Politik an der Universität Wien ist und früheres Mitglied der Enquetekommission des Deutschen Bundestages "Wachstum,Wohlstand, Lebensqualität" war.
Gutes Verkehrskonzept nötig
Als Beispiel nannte der Politologe den Flugverkehr in Europa, der sich in den nächsten 20 Jahren verdoppeln soll. "Das geht klimapolitisch nicht, das geht nicht, was den Lärm angeht, sondern wir brauchen ein gutes, europäisches Verkehrskonzept", sagte er. Es würden vor allem Züge benötigt, die gut, sicher und preisgünstig seien, damit die Menschen sich bewegen könnten. "Das sind Logiken, die wir in Frage stellen müssen."
Gerade für Deutschland sei der Autoverkehr ein ganz heißes Thema. Die "Automobilisierung der Welt" gehe so nicht weiter. Es seien neue Ansätze für eine Konversion der Automobilindustrie nötig. "Die Manager sind weiter besoffen von den Profiten, die Gewerkschaften wachsen so langsam auf", sagte er. "Wir müssen umsteuern, umdenken, um eben aus dieser Wachstumslogik herauszukommen." Sie zerstöre heute schon die Lebensmöglichkeiten vieler Menschen.