"Musik ist wahrscheinlich die älteste Kunst"
In seinem neuen Buch befasst sich der portugiesische Neurowissenschaftler Antonio Damasio mit dem biologischen Fundament der menschlichen Kultur. Denn ohne Gefühle gebe es keine Kultur. Eine besondere Rolle spielt für Damasio in diesem Zusammenhang die Musik.
Ohne Gefühle gäbe es keine Kultur, meint der portugiesische Neurowissenschaftler und Bestsellerautor Antonio Damasio ("Descartes' Irrtum: Fühlen, Denken und das menschliche Gehirn").
"Gefühle braucht der Mensch einfach, um sich die kulturellen Instrumente zu schaffen, seine Ideen auszudrücken", sagte Damasio im Deutschlandfunk Kultur. "Ohne Gefühle funktioniert das nicht, weil, der Mensch erinnert sich an solche starken Gefühle wie zum Beispiel das Leiden, den Schmerz, den Wunsch oder auch die Lust, das Verlangen. All das braucht er, um sich später auszudrücken."
Komplexe Musik schon vor 50.000 Jahren
Um dieses biologische Fundament der menschlichen Kultur geht es in Damasios neuen Buch "Am Anfang war das Gefühl: Der biologische Ursprung der menschlichen Kultur", das er am Freitag in Berlin im Rahmen der Wasmuth-Lectures vorstellt, gemeinsam mit dem Dirigenten Daniel Barenboim.
"Ich erwarte am heutigen Freitag sehr interessante, spannende Diskussionen", sagt Damasio. "Barenboim ist ein genialer Musiker, der über ein phänomenales musikalisches Gedächtnis verfügt, vielleicht über das beste musikalische Gedächtnis überhaupt."
Thema der Veranstaltung wird auch der Zusammenhang von Musik und Emotionen sein: "Musik hat eine wichtige Rolle in der Trauer, aber natürlich auch in der Freude. Auch die Energie, mit der wir gerade ausgestattet sind, ist etwas, das man mit Musik ausdrücken kann", betont der Neurowissenschaftler. Und Musik ist für Damasio die wahrscheinlich älteste Kunst und kam noch vor der Sprache. "Vor etwa 50.000 Jahren, in den Höhlen, hat man schon Trommeln gehabt, man hat schon Flöten gehabt und man konnte schon wirklich komplexe Musik spielen."
(uko)