Peter Handkes Tagebücher

Einer, der selbst im Gehen schreibt

Autor Peter Handke im Oktober 2014 in Wien.
Peter Handke © picture alliance / dpa / Georg Hochmuth
Christian Gampert im Gespräch mit Sigrid Brinkmann |
Peter Handke hat dem Literaturarchiv Marbach 151 weitere Tagebücher übergeben - insgesamt 23.500 Seiten. Sichtbar wird ein Schriftsteller, der alles notiert, was "poetische Gültigkeit" haben könnte. Und auch im Gehen schreibt.
Im Jahr 2008 erwarb das Deutsche Literaturarchiv Marbach die ersten Tagebücher von Peter Handke: 66 Bände, die den Alltag des Schriftstellers aus den Jahren zwischen 1975 – 1990 spiegeln. Diese 66 Bände gehörten bald zu den am häufigsten angeforderten Handschriften des Archivs. Bis 2015 hat Peter Handke weitere 151 Hefte mit Notizen gefüllt - und auch diese nun dem Literaturarchiv übergeben. Insgesamt handelt es sich um rund 23.500 Tagebuchseiten.
Handke und das Tagebuchschreiben: Das sei wie eine tägliche Übung - so wie andere Leute Yoga machten oder beteten, sagt unser Literaturkritiker Christian Gampert. Es seien auch keine Tagebücher im herkömmlichen Sinn: Handke schreibe alles auf, was eine "poetische Gültigkeit" haben könnte: "Der schreibt auf, und legt das ab, das wird benutzt, oder auch nicht."

Handke trägt seine Tagebücher in der Hosentasche

Handke begann mit dem Tagebuchschreiben, als er anfing zu reisen, berichtet Gampert, der bei der Präsentation der Notate im Literaturarchiv dabei war. Viele der Notizen sind auch im Gehen entstanden - dementsprechend sehen die Tagebücher aus. Sie seien "ziemlich zerschossen", so Gampert. Handke schreibt in Hefte, die gerade vorrätig sind, "und trägt sie dann in der Hosentasche". Deswegen müssten die Tagebücher nun restauriert werden.
Die Notate seien für den Schriftsteller "eine Art Insel", so Gampert. Politik kommt kaum vor, dafür viele Beobachtungen aus der Natur. "Man kann hier jemandem zugucken, der mit der Sprache sehr sorgfältig umgeht", betont Gampert. Sprache und Natur - das seien die Themen von Handkes Tagebüchern.
(ahe)
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